Was wäre wenn …

Was wäre, wenn …
… Friedrich Wilhelm IV. die ihm am 30. März 1849 durch
Volksvertreter angetragene Kaiserwürde angenommen hätte?
… sich KPD und SPD 1933 einig gewesen wären?
… Adolf Hitler ein erfolgreicher Maler geworden wäre?
… Stauffenbergs Attentat geglückt wäre?
… eine umfassende Entnazifizierung stattgefunden hätte?
… in den alliierten Besatzungszonen keine neue Währung
eingeführt worden wäre?
… über die Stalin-Note verhandelt worden wäre?
… ein Volksentscheid über die Vereinigung oder fortlaufende
Entzweiung des geteilten Deutschlands entschieden hätte?
… die Mauer nicht gebaut wäre?
… oder die Panzer gerollt wären, um ihn aufzuhalten?
… an der Bornholmer Brücke am 9. November 1989 die Nerven
verloren hätte?
… keine permanente NATO-Osterweiterung stattfinden würde?
Rammstein geräumt würde?
Gestern besuchte ich mit meinen Töchtern die Ausstellung „Roads not taken. Oder: Es hätte auch anders kommen können“ im Deutschen Historischen Museum in Berlin. Die Ausstellung ist ein spannender Ansatz, der viel Raum zum Ausmalen gibt.
Meine Tochter beschäftigte vor allem die Frage, ob Anne Frank überlebt hätte, wenn Stauffenbergs Bombe Hitler getötet hätte? Meine Tochter hat eine Facharbeit über Anne Frank geschrieben, ihr Schicksal hat sie sehr bewegt.
Während ich fest davon überzeugt war, dass Anne Frank im Falle eines geglückten Attentats selbstverständlich überlebt hätte, gab meine Tochter zu bedenken, dass sie vielleicht trotzdem Fleckfieber hätte bekommen und daran sterben können. Oder Tuberkulose. Sie hätte anderen fanatischen Antisemiten zum Opfer fallen können oder einfach nur einen Unfall haben. Sehr wahrscheinlich jedoch wäre sie nicht ins KZ depotiert worden .
Oder vielleicht doch? Vielleicht wäre der Krieg mit einer neuen Regierung nach Hitlers Tod beendet worden. Aber auch der Krieg gegen die Juden?
Es sind so viele kleine Entscheidungen, die am Ende große Geschichte ausmachen. Und wir alle, davon bin ich überzeugt, können die Geschichte mitschreiben.
Und darum geht es
JETZT.
Vierzehn Schlüsselmomente der Deutschen Geschichte hat der Historiker Dan Diner für die Ausstellung ausgewählt. Am Ende erwartet den Besucher ein gänzlich leerer Raum – überschrieben mit 2023.
Was wird werden in diesem Schlüsseljahr?
Werden nach dem Leopard auch Kampfjets in die Ukraine entsandt? Und danach Soldaten? Oder kommen fremde Soldaten zu uns? Totalmobilmachung?
Wird sich der Meinungskorridor wieder weiten oder noch enger werden?
Wird eine Aufarbeitung der vergangenen drei Jahre stattfinden? Oder zur alten Normalität (die es m.E. gar nicht gibt) zurückgekehrt?
Was passiert mit unseren Krankenhäusern? Werden die Kapazitäten erweitert? Die Profitgier hinten angestellt, zum Wohle des Menschen?
Wird es überhaupt wieder menschlicher und NATUeRlicher?
Was wäre wenn …
…wir uns einfach entscheiden, friedlich miteinander zu leben. Und anerkennen, dass wir alle zur Menschheitsfamilie gehören, und dass es dieser nicht nicht um höher weiter besser reicher geht, sondern um Liebe und Lebensglück?
Wußtet ihr, dass es eine Weltuntergangsuhr gibt? Auch sie ist in der Ausstellung abgebildet.  2017 stand sie bereits auf 11:57:30.
Angesichts dessen, was seit 2020 passiert ist, frage ich mich, steht sie noch vor 12 Uhr.
Was denkt ihr?

SeniorenMagazin, Januar/Februar 2023

Ein Buch, das Herz und Seele wärmt


W as stellen Sie sich unter „Winterschmetterlingen“ vor? Schwierig, oder? Es ist der Titel eines unlängst erschienenen Buches von Doreen Mechsner, in dem sie halb dokumentarisch, halb erdichtet beschreibt, wie sich Paare gefunden haben. Kurz gesagt erfährt man etwas über
den Beginn einer Liebesgeschichte. Viele der von Doreen Mechsner befragten Paare sind bereits etwas älter, manche haben sich sogar erst im Alter gefunden. Und in diesem Fall gibt es eben (Winter-) Schmetterlinge im Bauch. Aber auch die Rückerinnerung an die erste Begegnung
kann solche Gefühle auslösen. Seniorenzeitung – Winterschmetterlinge Januar 2023

Ohne mich

Es ist der 1. Februar 1916. Mein Opa wird geboren. Mitten im ersten Weltkrieg. Sein Vater, mein Uropa war zu dieser Zeit als Soldat an der Westfront. Erst im Januar 1919, also kurz vor dem dritten Geburtstag meines Opas, kam er wieder nach Hause.
Neunzehneinhalb Jahre später, am 18. November 1938, knapp ein Jahr vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges, wurde mein Opa eingezogen. Zweiundzwanzig Jahre war er damals alt. In den fast sechs Jahren des Krieges verschlug es meinen Opa nach Polen, Lothringen, die Kanalküste bei Calais, nach Weißrussland, nach Kronstadt sowie an die Front vor Wolchow.
So verrückt es klingen mag, ausgerechnet in dieser Zeit lernte mein Opa meine Oma kennen. Sie war eines der jungen Mädchen, das zu Hause an der Heimatfront eifrig Socken für die Soldaten in den Schützengräben strickte. Ein Paar von Omas Socken landeten an Opas Füßen.
Diese Geschichte, von der Oma und Opa nicht mehr als diese paar Eckdaten hinterlassen, habe ich in meinem Buch „Winterschmetterlinge“ aufgegriffen und in der Erzählung „Weihnachten vor Kronstadt“ literarisch ausgeschmückt .
Zurückgreifen konnte ich dabei auf einige Details, die mein Opa mir 1996 in einem Brief über seine  Soldatenzeit geschrieben hatte.

„Im ersten Winter des Krieges mit der Sowjetunion lag ich als vorgeschobener Beobachter in einem Schützengraben auf der Mondscheinhöhe vor Kronstadt – verlaust und verdreckt. Unsere Unterkunft war ein niedriger kaum mannshoher Unterstand mit einigen harten Pritschen. Draußen war es am Abend bitterkalt (ca. -40 Grad Celsius), sternenklar und windstill. Drinnen im Unterstand brannten keine Kerzen, sondern nur einige aus Handgranaten gebastelte Ölfunzeln sowie ein aus einer achtundzwanzig Zentimeter Kartusche selbst gebauter Kanonenofen, aus dem es qualmte. Diesen Ofen konnten wir nur nachts benutzen, am Tage hätte uns der Rauch verraten. Ich war Unteroffizier und Truppführer – Offiziere ließen sich vorne im Graben nicht sehen.“

Das klingt doch wie heute. Ich erinnere an Gerhard aus meinem Buch „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! Aber nur kleine“, der forderte: „Ich finde, alle, die Politik machen, müssten irgendwie eine Art Frontbewährung machen müssen. Zum Beispiel könnten sie eine Stunde unter Artilleriebeschuss leben. Danach können sie dann sagen: „So jetzt machen wir Politik“. … und liefern Panzer … und wer weiß, was noch.

Auf der sonst so umkämpften Mondscheinhöhe, schrieb mein Opa weiter, fiel in dieser Weihnachtsnacht kein Schuss. Am Neujahrstag aber schon ging es weiter mit dem gegenseitigen Abschlachten.

„Wir haben unter Trommelfeuer gelegen. In den Morgenstunden war Wachablösung. Mein Vorgänger hatte vergessen, den Ofen auszumachen. Dadurch geriet der Beobachtungsposten unter Beschuss, ein Volltreffer war nur noch eine Frage der Zeit. Daher bin ich weggepest so schnell ich konnte. Kurz darauf gab es den Volltreffer“.

Später hatte mein Opa die Ruhr. Sie hat ihm das Leben gerettet. Es drückte ihm dermaßen im Darm, dass er den Unterstand Hals über Kopf verlassen musste, um sich zu erleichtern. Das war seine Rettung. Während er kackte, traf es den Unterstand. Darin waren seine Kameraden – alle tot.

Immer wieder habe ich versucht, mehr von Opa aus dieser Zeit zu erfahren. Es war schwer, Opa sagte über sich, er sei ein Meister im Verdrängen. Ich habe keine Ahnung, ob oder wie ihn diese Erfahrungen seiner jungen Mannesjahre geplagt haben – hat er von den Leichenteilen, die in den Bäumen hingen (und die er mehrfach erwähnt hat) geträumt? Haben ihn die vielen Toten verfolgt? Zumindest die, die er selbst getroffen hat? Hat er welche getroffen?
Wie kann man damit leben? Kann man damit leben?
Opa wurde mehrfach verwundet. Zeit seines Lebens hatte er mit Granatsplittern zu tun, die ihn getroffen hatten und im Körper wanderten.
1945 wurde er wegen einer Hirnverletzung vorzeitig aus amerikanischer Gefangenschaft entlassen.

Ich habe eine Freundin, deren zwanzigjähriger Sohn panische Angst davor hat, dass der Krieg zu uns kommen könnte, dass er eingezogen werden wird. Ich kann diese Angst verstehen. Ich mache mir ebenfalls Sorgen. Mein Sohn ist vierundzwanzig. Was würde er im Falle eines Krieges tun?

Früher zu den Hochzeiten des Kalten Krieges, ich war noch ein Kind, habe ich mir überlegt, dass ich meinen  Mann und meine Söhne einfach verstecken würde. Später, als ich Mann und Sohn hatte, erkannte ich, dass es so einfach nicht sein würde – allerdings hielt ich es damals noch für ausgeschlossen, dass wir jemals in solch eine Situation geraten könnten.
Ich kann niemanden verstecken, der sich nicht verstecken lassen möchte. Jeder muss seine Entscheidung selbst treffen.

Aber stellt euch einfach mal vor:

„Es ist Krieg und keiner geht hin!“

Das sollte doch funktionieren.

Stellt euch vor, es ist Krieg

29. Januar 2023
Heute vor 101 Jahren wurde Gerhard – einer der fast Hundertjährigen, die ich für mein Buch „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! Aber nur kleine“ interviewt habe – auf einem Rittergut auf Rügen geboren.
Gerhards Vater war Russe, galt offiziell allerdings als staatenlos und so war auch Gerhard staatenlos. Damals wollte Gerhard jedoch nichts sehnlicher als Deutscher sein. Genau an dem Tag, an dem seiner Einbürgerung per amtlichen Bescheid stattgegeben wurde, flatterte ihm ein zweiter Brief ins Haus – der Einberufungsbefehl.
Zunächst „wühlte“ Gerhard in Holland und Frankreich an der Küste nach englischen Minen – „Wir mussten mit dem Gewehr das Gelände, abstochern und wenn man auf harte Gegenstände gestoßen ist, hopp, da wussten wir, da könnte eine liegen. Dann hat man die mit der Hand ausgebuddelt und entweder war das ein Stein oder ein Stück Blech oder eben eine Mine. Da ging nicht nur einmal eine hoch. Einmal war ich daneben, als das einem Kameraden passiert ist. Dem hat es beide Beine abgerissen, beide Beine weg, beide Arme weg und der Balg lag in dem Loch. Der lebte noch und versuchte, so wie er war, aus dem Loch zu kriechen. Das war natürlich der halbe Untergang. Nachdem sie ihn rausgefischt hatten, hat es noch ein paar Minuten gedauert, dann ist er gestorben Verblutet. So sind da viele hochgegangen und gestorben.“
Später war Gerhard in Russland, damals Sowjetunion im Einsatz, als Panzerpionier. PANZERPIONIER!!! „Wir Panzerpioniere mussten mit unseren PANZERN los, mussten vor. Wir waren noch keine fünfhundert Meter in der Gefahrenzone, da wurden wir getroffen. Die Panzerketten kaputt lagen wir da und wurden beschossen …“
Gerhard überlebte und wurde zum nächsten Einsatz geschickt – ins Gebiet der heutigen Ukraine, direkt an und auf den Donez. Dort erwischte es ihn als Schlagmann auf einem Boot. „Die erste MG-Garbe, die kam, kriegte ich am Schlag direkt verplättet. Ich bin über Bord, in den Donez rein. Drumherum die ganzen Granaten und was da noch so kam. Das kriegt man in dem Moment gar nicht mehr mit. Ich war knapp über Bord, da gab es einen Knall, ein Volltreffer in meinen Floßsack (Gummiboot). Da sind die anderen einundzwanzig, die drauf waren, in die Luft geflogen. Ich war der einzige, der lebend rauskam.“ Schwer verletzt. Nur weil keine Zeit war, wurde Gerhard sein Bein nicht amputiert.
Allerdings blieb es sein Leben lang eine schmerzhafte Erinnerung sein Leben lang, wurde nie wieder, wie es vor dem Krieg war und bereitete ihm bis zum Lebensende Probleme.
„Zum Glück muss Gerhard das, was jetzt passiert, nicht mehr erleben“, sagt seine Frau.
Gerhard selbst äußerte in unserem Gespräch mit Blick auf DAMALS und HEUTE:
„Ich finde, alle, die Politik machen, müssten irgendwie eine Art Frontbewährung machen müssen. Zum Beispiel könnten die mal eine Stunde unter Artilleriebeschuß leben. Danach können sie dann sagen: „So, jetzt machen wir Politik.“
NIE WIEDER KRIEG! „Als geplagtes Kriegskind“ war das Gerhards Gesinnung. ICH WILL KEINEN KRIEG MEHR. KRIEG IST QUÄLEREI! Ich habe sie in allen Formen genossen. Im Feindesland und auch im eigenen Land. NEIN!!!“
Hallo? Hört ihr zu? Hört auf Gerhard! Und Millionen andere, die damals dabei waren. Und die, die heute noch dabei sind. Dabei sein müssen.
Müssen Sie?
Stellt euch vor, es ist Krieg und keiner geht hin.
Was würdest du tun, wenn dir jemand sagt, jetzt ist Krieg und du wirst Soldat?

Werkstattbericht, 27. November 2022

Liebe Freunde des umland-verlags,

 

wir haben es gerade noch so geschafft. Wie schon 2018, 2019, 2020, 2021 wird es auch 2022 ein neues Buch von mir geben. Gestern gingen die „Winterschmetterlinge“ in die Druckerei und sollen zu Beginn der 50. Kalenderwoche im Verlag einfliegen. Gemeinsam mit Clara, „meiner“ liebsten umland-Lektorin, sowie Stine, „meiner“ einzigartigen umland-Grafikerin, habe ich einen fulminanten Endspurt hingelegt und bin jetzt voller Vorfreude.

Siebzehn kleine große Geschichten darüber, wie Paare einander kennengelernt haben, sind es geworden. Die früheste, die zarte Geschichte von Alma und Mathis, beide fast noch Kinder, spielt vor mehr als einhundert Jahren, die jüngste „Unvermittelbar“ trug sich vor knapp zwei Jahren zu. Mitten in der Corona-Zeit verlieben sich Tim und Lizzi, beide schon jenseits der fünfzig, ineinander. Dass die Liebe auch vor dem Alter nicht Halt macht, erzählt Ida in ihren lebhaften Erinnerungen, die ich  „Winterschmetterlinge“ genannt habe.
Tatsächlich basieren alle Geschichten auf wahren Begebenheiten – einige habe ich ähnlich wie in den „Wegen“ und in den Erzählungen der Fast-Hundertjährigen als Erlebnisberichte niedergeschrieben, aus anderen habe ich „richtig echte“ Kurzgeschichten gemacht, die allesamt mit mindestens einer Prise ganz viel Fantasie gewürzt sind. Das Tüpfelchen aufs i sind die wundervollen kleinen Zeichnungen geworden, mit denen Stine die Geschichten illustriert hat.

In den nächsten Tagen und Wochen geht es nun darum, die „Winterschmetterlinge“ das Fliegen zu lehren. Wir werden fleißig die Werbetrommel rühren und hoffen, dass in Zeitungen und Zeitschriften auf die „Winterschmetterlinge“ aufmerksam gemacht wird. Eine entscheidende Rolle könnt natürlich auch ihr spielen, in dem ihr in euren Bekanntenkreisen und mit Hilfe eurer Kanäle auf das Buch aufmerksam macht. Das wäre wirklich ganz großartig.

Ein bisschen stolz sind wir darauf, dass es uns erstmals gelungen ist, unser Buch zu einem großen Fest, an dem traditionell geschenkt wird, auf den Markt zu bringen. Nun hoffen wir auf viele Menschen, die bis zuletzt auf das passende Geschenk gewartet haben. Denn das sind die „Winterschmetterlinge“: Geschichten über die LIEBE passen einfach immer – und ganz besonders zu Weihnachten.

Am 28. November werde ich erstmals – noch aus dem Manuskript – der „Winterschmetterlinge“ lesen. Darauf freue ich mich riesig. https://umland-verlag.de/category/termine/.

 

Ganz klamm und heimlich haben sich auch die Dubties wieder auf den Weg gemacht. Verantwortlich dafür ist „Die Gehörgäng“, der tollste Hörbuchverlag überhaupt. Die Zusammenarbeit ist federleicht und das, was am Ende rauskommt, beglückt mich einfach nur. Momentan sind das die Dubties, die mich mit der Stimme der Schauspielerin Dana Golombek von Senden auf meinen Autofahrten durchs Umland begleiten und immer wieder herzlich lachen lassen. Habe das wirklich ich geschrieben? Herrlich! Demnächst muss es mit den Dubties unbedingt weitergehen. Die Hälfte, vielleicht erinnert ihr euch, ist bereits seit zwei Jahren geschrieben. Zwei weitere Bände geistern durch meinen Kopf. Gemeinsam mit etlichen anderen Ideen.

Über den Jahreswechsel werde ich diese sortieren und dann mal schauen, was 2023 in Buchform gebunden werden will. Ich bin selbst sehr gespannt.

Erst einmal jedoch sollen die „Winterschmetterlinge“ flattern. Es wäre klasse, wenn ihr ihnen bei den ersten Flügelschlägen ordentlich Rückenwind gebt.

Habt herzlichen Dank.

Eure
Doreen Mechsner.

 

PS: Unter https://umland-verlag.de/belletristik/ könnt ihr die „Winterschmetterlinge“ bereits vorbestellen.

 

Werkstattbericht, 8. Juli 2022

Liebe Freunde des umland verlags,

ist es wirklich schon sieben Monate her, dass ich meinen letzten Werkstattbericht geschrieben habe?
Es ist verrückt, seit etlichen Jahren verfolgt mich das Gefühl, die Zeit würde mich überrollen. Liegt es an der Zeit? Also der rasanten, in der wir leben? Oder an meinem zunehmenden Alter? Jeder Mensch, der älter ist als ich, versichert mir, dass seine Zeit noch schneller dahinrasen würde als meine. Dabei geht es doch schneller als bei mir (fast) gar nicht.

Es sei denn, man schafft es, die Zeit einfach mal zu stoppen. Wie? Ganz simpel, man muss nur aussteigen aus dem Hamsterrad des Alltags, sich in die Bahn setzen (das 9€-Ticket macht es möglich) und sich dahin treiben lassen, wohin einen der Zug fährt. Zehn Tage lang habe ich genau das mit meiner Lotte-Tochter getan. Als eine Art Jugendweihe-Herausforderung. Zehn Tage lang wussten wir heute noch nicht, wo wir morgen sein und vor allem, wo wir schlafen würden. Tagtäglich ging es für uns nur darum, ein preisgünstiges Quartier für die nächste Nacht zu finden, eine unkomplizierte Bahnverbindung dorthin sowie eine Möglichkeit, für die nächsten zwei Mahlzeiten einzukaufen. Gleich in der ersten Nacht sind wir im Heu gelandet und am darauffolgenden Morgen vom Gezwitscher und Geflatter der Schwalben geweckt worden. Drei Nächte haben wir in zwei ausrangierten Wohnwagen in jeweils wundervollster Landschaft verbracht, im Hostel in Weimar wurden wir von einer Schlagerparty in der angrenzenden Kleingartenanlage vom Schlaf abgehalten, im Muldental von Glühwürmchen zur Abendtoilette geleitet, im Erzgebirge sind wir in eine Grube eingefahren und auf der Bastei bescherten uns die magischen Klänge der West Side Story, die aus der Felsenbühne in Rathen heraufwehten, eine Gänsehaut. Obwohl wir so viel erlebt haben, dass ich mit dem Schreiben meines Reisetagebuchs gar nicht hinterherkam, schien die Zeit viel langsamer zu vergehen und unserem Wahrnehmen mehr Intensität zu geben. Drei Tage lang habe ich zu Hause noch aufholen müssen, um wirklich alles, was mir wichtig war, festzuhalten. Irgendwann, so mein Plan, soll aus unseren Erlebnissen ein Jugendbuch werden. I

Natürlich würde ich am liebsten gleich losschreiben. Alles ist noch so frisch, und die Ideen wirbeln in meinem Kopf. Um weiterhin den Spagat zwischen den beiden Büchern zu schaffen, an denen ich derzeit arbeite, muss ich mich selber bremsen. Bevor ich mit etwas Neuem beginne, will ich erst einmal das Angefangene zu Ende bringen. Das ist zum einen der zweite Teil des Briefwechsels, für den ich immer mal wieder den nächsten Brief schreibe und Fragebogenrückläufer bearbeite, und zum zweiten und am vordergründigsten mein Buch über die LIEBE und darüber, wie Paare sich kennengelernt haben. Die Arbeit daran ist herzerwärmend. Ich habe wundervolle Begegnungen und die ganze Zeit über Liebe im Kopf. Im Herbst, so mein ehrgeiziges Ziel, soll das Buch erscheinen. Anfang September werde ich im Rahmen eines Festivals bereits aus dem Manuskript lesen (Informationen dazu findet ihr unter https://umland-verlag.de/category/termine/).

Lesungen – endlich sind sie wieder möglich. Seit Ende März hatte ich eine ganze Reihe beglückender Lesungen. In einer meiner Lieblingsbuchhandlungen, der Schatzinsel Bernau, war eine Zuhörerin so begeistert von den Erzählungen „meiner“ fast Hundertjährigen, dass sie mich bat, ihr doch das ganze Buch vorzulesen. Schon geraume Zeit geisterte die Idee in mir, „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! Aber nur kleine.“ in Hörbuchform zu bringen. Bislang hatte ich mich vor dem Aufwand und den Kosten gedrückt. Nun streckte ich behutsam die Fühler aus und… fand in „Die Gehörgäng“ (https://die-gehörgäng.de/) nicht nur einen wunderbaren Hörbuchpartner, sondern auch Gleichgesinnte und Freunde. Inzwischen hat die Schauspielerin Antje Widdra mein kleines feines Einschulungsbuch „Wackelzahn und Zuckertüte“ ganz bezaubernd eingelesen. In sieben Wochen ist Einschulung – wer noch eine klitzekleine Wunderüberaschung für sein Einschulungskind benötigt, wird auf der Seite der Gehörgängster (oder bei i-tunes, bücher.de, hugendubel und thalia) fündig. Ende Juli werden auch die Dubties neu verhörbucht. In einem Tonstudio in Italien wird Astrid Kohrs meinen kleinen Lieblingskobolden ihre Stimme leihen. Ich fürchte, in den vergangenen drei Jahren habe ich die Dubties arg vernachlässigt. Oder haben sie mich vernachlässigt? Irgendwie waren sie verschwunden. Nun jedoch sind sie wieder da. Hier bei mir zu Hause – überaus aktiv. Das ist nicht immer lustig, das könnt ihr mir glauben. Vermutlich wollen mir unsere kleinen Begleiter nur zu verstehen geben, dass es nun endlich mal mit ihnen und ihren Geschichten weitergehen sollte. Ein halbes Manuskript steckt bereits im Rechner und zwei weitere Bücher in meinem Kopf. Die Zeit, die Zeit, sie rast und rast und ich komme nicht hinterher.

Seit kurzem habe ich eine PR-Beraterin. Auch sie ist eine absolute Bereicherung in meinem Leben. Wenn sie mir nur nicht ständig Hausaufgaben geben würde, die meine Zeit immer noch mehr beschneiden. Neuerdings „muss“ ich mindestens vier Mal die Woche meinen Instagram-account (umland_verlag) bestücken. Das macht zwar Spaß, hält aber vom Schreiben ab. Immerhin: Peu á peu wächst die Zahl meiner Follower. Und die sind definitiv besser informiert als diejenigen, die ein halbes Jahr auf meinen Werkstattbericht warten mussten.

Damit das Warten auf das neue Buch nicht über den Herbst hinaus strapaziert wird, schreibe ich nun aber flugs weiter.

Ich wünsche euch einen wundervollen Sommer!

Herzlichst

Doreen Mechsner

Autorin Jana Franke-Frey bespricht in Kümmels Anzeiger vom 12. Januar 2022 den „Briefwechsel“

Über Doreen Mechsners „Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen Krise!“ – eine Betrachtung von Jana Franke-Frey

 

Konservativ und meilenweit der Zeit voraus. Wie soll das gehen?

Doreen Mechsner macht es uns vor. Die Autorin, Journalistin und gefragte Lerntherapeutin hält in ihrem Roman „Briefwechsel. Stimmungbild einer viralen Krise“ unbeirrt an den Grundwerten unserer Mitmenschlichkeit fest. Sie ist nicht bereit in den gegenwärtigen babylonischen Kanon der Vermutungen, Annahmen und Bewertungen über Menschen die sich scheinbar konträr in der aktuellen gesundheitspolitischen Krise gegenüberstehen einzustimmen.

Sie tut einfach, was sie für wichtig und richtig hält. Inmitten der Wirren des Jahres 2020/21 konzentriert sie sich auf Hannelore (74) und Nora (47). Zwei Frauen, die um ihre Freundschaft ringen.

Beim Lesen des Briefromans hat man zeitweise das Gefühl, die Autorin schwebt wie ein behütender Engel über der freundschaftlichen Beziehung der beiden so unterschiedlichen Frauen. Nüchtern, ehrlich und schnörkellos lässt sie ihre Protagonistinnen im Gespräch zu Wort kommen. Fragen und Konflikte werden sichtbar, ebenso wie das immerwährende Ringen um den Bestand ihrer Freundschaft. Schaffen sie es? Das Buch bietet keine abschließende Antwort, aber den Ausblick, das Verbundenheit bestehen kann, wenn wir im Gespräch bleiben. Wenn wir Verantwortung für ein gelingendes Miteinander übernehmen.

Während die Stimmung im Land mit Spaltung und gegenseitigen Misstrauen, Gesinnungsüberprüfung, Krankheitsangst und Vorwürfen geschwängert ist, gelingt es der Autorin diese heiklen Themen zu einem immer stabileren Gesprächsfaden, auf dem Hannelore und Nora balancieren, aufzurollen. Manchmal reißt er ab, das Unverständnis ist zu groß, die Hilflosigkeit beider Frauen ist fast körperlich zu spüren. Nein, sie sind nicht bereit ihre Freundschaft aufs Spiel zu setzen. Sie sind aber auch nicht bereit zu ihren konträren Meinungen und Erfahrungen zu schweigen. Sie wissen, dass ihre Freundschaft ohne eine gemeinsame Sprache im Meer der plötzlichen Beziehungsabbrüche des Jahres 2020 ertrinken wird.

Beide Frauen gehen das Risiko ein sich mit ihren Zweifeln aneinander, Fragen und politischen Ansichten zu konfrontieren. Sie balancieren aufeinander zu, um sich in ihrer Andersartigkeit sehen zu können.

Der Roman „Briefwechsel“ erzählt vom wichtigsten und menschlichsten dessen wir fähig sind, wenn wir es wagen: BEZIEHUNG. Die Autorin wagt es. Und ist nicht einen Satz lang bereit von ihrer Vision abzuweichen.

Werkstattbericht, 13. Dezember 2021

Liebe Freunde des umland verlags,

drei Adventskerzen flackern bereits, das Kaminfeuer knistert, das Storchennest in Nachbars Garten ist mit einer leichten Schneeschicht bedeckt, vor meinem Fenster flockt es und der Schneemann, der seit einer Woche unsere Kaninchen bewacht, wird nachher, wenn meine Jüngste vom Schlittenfahren auf unseren Feldhügeln genug hat, gewiss eine Frau bekommen. Angesichts des steten und unbeeindruckten Laufs der Natur könnte man glatt vergessen, in welch ver-rückten Zeiten wir gerade leben.

Obwohl ich nach wie vor überquelle vor Ideen, fällt es mir derzeit nicht leicht zu schreiben. Das Zeitgeschehen hält mich auf Trab. Nicht nur tagsüber, sondern zunehmend auch Nächtens in meinen Träumen. Es ist einfach zu viel, was gerade alles auf uns einprasselt, um uns herum und mit uns geschieht. Wie soll ich meinen „Briefwechsel“ wieder aufnehmen, wenn das Heute permanent das Gestern überholt. Zunehmend verstehe ich mich als Chronistin dieser, unserer Zeit. Um in dem wilden Ritt, den wir seit zwanzig Monaten absolvieren, nichts aus der Erinnerung zu verlieren, habe ich den bereits begonnen zweiten Teil des Briefwechsels zwischen Hannelore und Nora erst einmal wieder beiseitegelegt. Stattdessen sammle ich und verarbeite auch gleich all das, was aktuell geschieht. Weil das mitunter aber viel zu viel und nur schwer zu verdauen ist und ich für mich selbst etwas Schönes zu schreiben brauche, habe ich beschlossen, endlich die Anregung meiner alten (sie ist jünger als ich) Nachbarin Sylvia aufzunehmen und Paare dazu zu befragen, wie sie sich kennengelernt haben.
Ich erlebe es als unheimlich beglückend, Menschen gegenüber zu sitzen, die sich mit leuchtenden Augen erinnern, wie die Liebe ihren Lauf genommen hat. Noch weiß ich nicht, wie viele solcher Geschichten ich einsammeln werde, ABER zum jetzigen Zeitpunkt suche ich noch Menschen, die von ihrem besonderen, ungewöhnlichen, umwegigen oder sonst wie spannenden Zueinanderfinden erzählen möchten. Wenn ihr solche Menschen seid oder von welchen wisst, schreibt mir gerne.

Mein „Briefwechsel“ hatte es schwer in die Welt zu kommen. Nach einem Interview, das die Drehbuchautorin Henriette Piper im Rahmen der Aktion #allesaufdentisch mit dem Schoenfelder Pfarrer Tomas Dietz Mitte November geführt hat, erreichen mich nun endlich täglich etliche Bestellungen. Pfarrer Dietz erzählt in diesem Gespräch von seinem Erleben der Coronakrise und erwähnt in diesem Zusammenhang meinen „Briefwechsel“, aus dem ich gemeinsam mit Elke Niechziol und musikalisch begleitet von Tobias Morgenstern (das ist der Macher vom Theater am Rand, der das Bundesverdienstkreuz nicht bekommen hat) im Juni in der Malchower Dorfkirche gelesen habe. Auch ohne den für mich so werbeträchtigen Verweis auf mein Buch empfehle ich, in das Interview von Henriette Piper und Pfarrer Dietz (und gerne auch andere Gespräche dieser Aktion) hineinzuhören: https://www.allesaufdentisch.tv/diffamierung-von-ungeimpften.html

Angesichts dessen, was unsere Zeitgeschichte gerade an Geschehnissen und Erlebnissen bereithält, ist mir noch einmal deutlich bewusst geworden, worum es in meinen Büchern schon immer ging und weiterhin gehen wird, nämlich um unser MITEINANDER. Ich finde es enorm wichtig, einander zuzuhören, nicht nur akustisch, sondern so richtig, von Herz zu Herz, sich einzufühlen, den anderen in seinen Sorgen und Ängsten wahrzunehmen und Gehörtes stehen lassen zu können. Daniele Ganser, Schweizer Historiker und Friedensforscher, sagt: Jeder hat immer ein bisschen Recht. Ich denke, das trifft es.

Die letzten Tage habe ich mich wieder ein wenig in die Geschichten „meiner“ fast Hundertjährigen hineingelesen und dabei festgestellt: Kein Leben vergeht ohne Turbulenzen. Nun befinden wir uns selbst mitten in solch Turbulenzen, alle gemeinschaftlich. Mögen wir gut hindurchkommen!

Der Schnee fällt und fällt. Es sieht aus, als wolle er die Welt neu machen. Was haben wir die letzten Jahre geschimpft, über das Wetter – Weihnachten ohne Schnee. Nun endlich ist Frau Holle wieder mit uns. Als Kind habe ich gerne im Wohnzimmer unter dem Tisch mit dem von den Heinzelmännchen bunt geschmückten Tannenbaum gelegen und Wintermärchen gehört. Meine Lieblingsgeschichte war die von der „Weihnachtsgans Auguste“ – ich habe es noch ganz deutlich im Ohr, das Peterle, das nach seiner verschwundenen Gustje ruft. Für mich gehören Geschichten und Lesen schon immer zu einem gelungen Weihnachtsfest dazu. Mehrere „meiner“ fast Hundertjährigen erzählen in ihren Lebensrückblicken von der Winter und –Weihnachtszeit ihrer Kindheit.
Da es für mich im Moment nicht mehr möglich ist, auf öffentlichen Bühnen (davon) zu lesen, werde ich am 27. Dezember meine erste Zoom-Weihnachtslesung veranstalten. Gegen eine Spende (von empfohlenen 5€) lese ich um 20 Uhr ca. 45/50 Minuten lang einige Passagen aus „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen!“ und plaudere im Anschluss gerne noch mit interessierten Zuhörern. Vielleicht ist diese Weihnachtslesung etwas für den einen oder anderen von euch, dem bisher noch die zündende Idee für eine kleine Weihnachts-Aufmerksamkeit für liebe Menschen fehlte.

Wie funktioniert´s? Schreibt einfach eine E-Mail an: mail@umland-verlag.de, dann erhaltet ihr den Einladungslink sowie die Daten zum Spendenkonto.

Damit nicht genug, habe ich mich weiter auf technisches Neuland begeben und auf Telegram einen Kanal für den umland verlag eingerichtet. Dort wird es immer wieder mal und häufiger als im Werkstattbericht kleine Informationshäppchen geben. Der Einladungslink zum Kanal lautet: t.me/umland_verlag.de.

Außerdem habe ich das Abonnementverfahren für meinen Werkstattbericht professionalisieren lassen. Wenn ihr die Werkstattberichte weiterhin regelmäßig erhalten wollt, tragt euch bitte auf: https://umland-verlag.de/werkstattberichte/ in das rechts unten aufploppende Bestellfeld ein.

 

Inzwischen ist es dunkel. Im Garten liegen mindestens zehn Zentimeter Schnee und machen das Dunkel hell. Über allem leuchtet unser Herrnhuter Stern.

Ich wünsche euch und uns allen ein licht- und wunder-volles Weihnachtsfest.

Herzlichst

Doreen Mechsner.

 

Rezension von Elisa Gratias „Die Gesellschaft im Brennglas“, 5. Oktober 2021 – Rubikon

Die Gesellschaft im Brennglas

Ein „Briefwechsel“ in Buchform zeigt ein Stimmungsbild unserer Gesellschaft während der Corona-Pandemie und macht Verbesserungsvorschläge.

 

Werkstattbericht, 9. Oktober 2021

Liebe Freunde des umland verlags,

was tut eine Autorin, wenn ihr Buch geschrieben ist?

  1. Sie geht auf Lesetour
  2. Sie schreibt ihr nächstes Buch.

Wenn es nur so einfach wäre.

Zu1) Wir haben Corona. Immer noch und immer weiter. Viele potentielle Veranstalter haben sich eingerichtet, vorläufig nicht mehr zu veranstalten. Andere kommen wegen des Abstandsgebots häufig nicht mal mehr auf die halbe Auslastung und verzichten deshalb auf Lesungen. Einige wenige jedoch trotzen allen Unbilden. Einer davon ist Pfarrer Thomas Dietz. Am 29. Juni durfte ich gemeinsam mit meiner Freundin Elke Niechziol in „seiner“ Malchower Kirche die Premiere meines „Briefwechsels“ lesen. Drei Wochen gab mit Pfarrer Dietz, um die Lesung auf den Weg zu bringen. Ansich ist das genügend Zeit, eine Lesung vorzubereiten. Wenn da nicht Pfarrer Dietzens Wunsch im Raum gestanden hätte, den Briefwechsel musikalisch zu ergänzen. Wie der Zufall es will, hatte ich im November den Musiker und Intendanten des Theaters am Rand Tobias Morgenstern und seine Freundin Anne kennengelernt. Ohne zu ahnen, dass die Zukunft eine persönliche Begegnung für mich bereithalten würde, nimmt Tobias im „Briefwechsel“ bereits eine wichtige Rolle ein. Nun sollte, wollte ich mit ihm gemeinsam auf der Bühne stehen. Wäre Anne nicht gewesen, ich hätte mich nie getraut, Tobias zu fragen, ob er dem „Briefwechsel“ mit seiner Musik eine zweite Ebene geben würde. Ich sehe die Bilder noch ganz deutlich vor mir. Tobias der das Lesen von Elke und mir mit seinen Augen dirigiert hat, das Publikum, das stehend applaudierte, meine Dankesworte – an Elke, die noch nie zuvor öffentlich gelesen hatte und an Tobias, den ich bis dato immer nur aus dem Zuschauerraum heraus bewundert hatte und der nun nach der Lesung, das erzählte ich unserem Publikum, bei mir im Hause schlafen würde.

Inspiriert von dem, was Tobias mir von seiner der Arbeit am Theater erzählt hat, bin ich augenblicklich dabei unsere Lesung noch abwechslungsreicher und pointierter zu gestalten. Am Sonntag werden Elke und ich dafür proben. Richtig mit Regisseurin. Die Premiere dieser neuen Lesung wird am 29. Oktober im Freizeithaus in Weißensee stattfinden. Angedacht sind weiterhin Lesungen in Kiel (voraussichtlich am 12. 11.), Eberswalde, Schossow und Thüringen. Die Termine dafür gebe ich rechtzeitig auf meiner Homepage bekannt.

Immer öfter höre ich davon und erlebe es zunehmend leider auch selbst, wie sehr Corona unser Miteinander beeinträchtigt. Ich glaube, es ist wirklich das Wichtigste, MITEINANDER im Gespräch zu bleiben, einander zuzuhören und zu erfahren und zu horchen, wie es uns in dieser Zeit (er)geht. Mit meinem „Briefwechsel“ möchte ich solche Gespräche (wieder) möglich machen. Deshalb bin ich bereit (fast) überall hinzufahren, um (fast) überall zu lesen – wenn ihr Interesse habt oder jemanden kennt, für den eine Lesung, eine Buchlieferung und/oder ein Gesprächsabend interessant sein könnte, meldet euch bitte!

Zu2) Ich stecke in einem Dilemma. Weil ich mich nicht entscheiden kann, welches Buch ich als nächstes schreiben soll. Seit einem Jahr schon will ich die „Wege“ überarbeiten, aus einem Band zwei machen und jeden mit zwei neuen Interviews bereichern. Ein neues Kinderbuch ist zur Hälfte fertig geschrieben, ebenso wie die Dubties (seit zwei Jahren inzwischen) und dann will natürlich der Briefwechsel fortgeführt werden. Was tun? Um die Entscheidung hinauszuzögern, habe ich erst einmal meinen Schreibtisch aufgeräumt und alles Material für den zweiten Teil des Briefwechsels sortiert. Danach habe ich begonnen, einen zweiten Schreibtisch einzurichten, um an diesem mein neues Kinderbuch schreiben zu können. Und schließlich habe ich mich auch noch den Wegen zugewandt. Um überhaupt ein Gefühl für eine mögliche Entscheidung zu bekommen, wollte ich einen Blick auf das begonnene Transkipt des einen neuen Interviews werfen. Einen ganzen Vormittag suchte ich in allen Schränken, in jeder Schublade, in Regalen, in denen es eigentlich unmöglich sein konnte. Nichts. Die Transkription war verschwunden. Ich nahm es als höhere Fügung und begann mit der Fortsetzung des Briefwechsels. Auch am Kinderbuch beschloss ich weiterzuschreiben. Ein wenig Abwechslung im Kreativprozess, dachte ich mir, kann nicht schaden.

Und dann … keine Woche später, tauchte die verschollene Transkription plötzlich auf. Fein säuberlich lag sie in der Ablage, die ich meiner verzweifelten Suche, etliche Male durchwühlt hatte. Ich freute mich, beschriftete den Hefter signalfarbend und vertröstete ihn auf später. Ich hatte meine Entscheidung getroffen. Doch dann lief mir an einem Ort, an dem ich eigentlich gar nicht sein wollte, Karim über den Weg. Karim, den ich vor drei Jahren interviewt hatte und dessen Interview ich erst verzweifelt gesucht und dann zu spät (für die „Wege“) gefunden hatte. Inzwischen war Karim weggezogen, er lebt jetzt in Konstanz am Bodensee. Nach Prenzlau war er nur gekommen, um sein Zeugnis abzuholen und seinen Abschluss als Pfleger zu feiern.

Deutlicher konnte der Wink von oben nicht sein. Die „Wege“ scheinen dran zu sein. Der „Briefwechsel“ jedoch auch. Und das Kinderbauch, ganz unbedingt, ebenfalls.

Was tun? Ich fragte meine Freundin Elke. Sie hatte sofort einen Rat: „Das ist doch einfach“, sagte sie, „du musst dich klonen“.

Gesagt, getan. Während ich hier meinen Werkstattbericht schreibe, sitzt nebenan eine Doreen und werkelt am Briefwechsel, im Garten unterm Walnussbaum sitzt eine andere Doreen und spinnt an meiner Kindergeschichte und die dritte schließlich habe nach oben unters Dach geschickt, um das ergänzende Interview, dass ich vergangene Woche noch schnell mit Karim geführt habe, abzutippen.

Ich bin gespannt, wer von den dreien und damit welches meiner geplanten Bücher das Rennen macht.

Vielleicht hilft ein Feedback von euch. Schreibt mir doch gerne, welches Buch ihr als nächstes lesen möchtet!

 

Um eure Zeit bis dahin zu überbrücken, empfehle ich euch das Buch meiner Kollegin Sophia Plöchl. Ebenso wie ich hat sie sich intensiv mit dem Thema Alter auseinandergesetzt. Zum Teil auf ähnliche Weise, dann aber wieder auch ganz, ganz anders. Um ihr Buch „Impressionen des Alterns“ in Auflage drucken zu können, braucht sie Anschubhilfe. Schaut doch mal auf: https://www.startnext.com/impressionen-des-alterns   , ob ihr Sophias Buchidee unterstützen wollt.

Eine Lektüre ganz anderer Art schickte mir meine Freundin Erika. Seit zehn Jahren engagiert sich Erika in dem Verein „Julenka“ aktiv für verwaiste und/oder obdachlose Kinder sowie alleinerziehende (und häuslicher Gewalt entflohener) junge Mütter in der Ukraine. Im Anhang sende ich euch den Festbericht zum zehnjährigen Bestehen von „Julkenka“.

Wenn ihr nach dem vielen Lesen noch Lust und Zeit habt, schenkt mir gerne Sterne auf amazon. So kritisch wie ich der Firma gegenüberstehe, erlebe ich doch, wie maßgeblich sich die Sterne-Bewertungen bei amazon auf das Kaufverhalten der Leser auswirken.

Habt herzlichen Dank und genießt den Herbst!

 

Corona ist nicht die Ursache, Corona ist nur der Anlass

August 2021

Seit zweieinhalb Wochen versucht Charlotte zu sterben. Sie hat sich für diesen Weg entschieden, ganz bewusst. Seit zweieinhalb Wochen fastet Charlotte. Um zu sterben und mit dem Tod zu gesunden.

„Ich glaube, der Frieden in mir beginnt mit dem Tod.“

Charlotte will nicht ihr Leben, aber ihr Leiden beenden. Ihr Leiden, dass beinahe so alt ist, wie sie selbst. 73 Jahre. Nur wenige Monate war Charlotte alt, als erst ihr Vater, dann ihre Mutter starben. Charlotte kam in ein Kinderheim am Rande ihrer Heimatstadt. Später in ein anderes, zweihundert Kilometer entfernt auf dem Land. Ein Jahr lang lebte sie bei einer Pflegefamilie, dann wieder in verschiedenen Heimen. Mit 19 gebar sie eine Tochter. Charlotte war noch nicht volljährig. Sie versteckte sich und ihr Kind, wurde (verraten von ihrer Schwester) aufgespürt und ihre Tochter zur Adoption freigegeben.

 

Am 30. April 2021 sagte Deutschlands bekanntester Philosoph der Gegenwart Richard David Precht in der Sendung Volle Kanne im ZDF:

„Aus meiner eigenen Erfahrung, ich war ja auch mal Kind, würde ich sagen, Kinder stecken solche Dinge (Anm. d. Red.: wie eine Pandemie) leichter weg. Das glaube ich auf jeden Fall.“.

 

Bisher habe ich Richard David Precht sehr geschätzt. Sein Buch „Anna, die Schule und der liebe Gott“ habe ich förmlich verschlungen. Nun bin ich geschockt und empört. Wie kann dieser Mann, mit dieser, seiner Reichweite solch einen Mist von sich geben? Bloß weil er seine Kindheit, die, wie er in seinem Buch „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“ nicht gerade als Sehnsuchtszeit beschreibt, scheinbar ganz gut verkraftet hat. Oder zumindest weggesteckt und einiges vielleicht verdrängt hat.

Ich muss an Charlotte denken, die nicht mehr kann, die nicht mehr will, die mit dem Tod hofft, endlich ihrer traumatischen Kindheit entfliehen zu können. Einer Kindheit, die ihr gesamtes Leben überschattet und die sie mit Corona wieder eingeholt hat.

„Nichts kann man verdrängen, sogar die Kindheit kann man nicht verdrängen, weil es immer noch eine offene Wunde ist bei allen, die darunter gelitten haben.“

Fünfzig Jahre lang, seit ihrer Volljährigkeit hatte sich Charlotte in ihrem Leben eingerichtet. Irgendwie. Es gab Freuden, es gab Freunde und das allerallerwichtigste – sie war frei. Frei und selbstbestimmt.

„Freiheit kann man riechen, schmecken und fühlen. Die Freiheit ist das schönste Geschenk für mich. Freiheit kann man lieben, wie man ein Kind liebt, ein Tier oder einen Menschen, einen Freund, so kann man die Freiheit lieben. So liebe ich sie.“

Im Frühjahr 2020 wurde Charlottes Freiheit wieder massiv eingeschränkt.

Charlotte ist schwer krank. Seit Jahren leidet sie an COPD, einer Lungenerkrankung im Endstadium. Ihr Leben hängt am Schlauch einer Sauerstoffflasche, die sie in einem Trolley hinter sich her zieht.

Charlotte gehört, wie es neudeutsch heißt, zur vulnerablen Gruppe, zur Hochrisikogruppe. Sie muss beschützt werden. Aber will sie das?

Zu keinem Zeitpunkt hatte Charlotte Angst davor, an SARS Cov2 zu erkranken. „Wenn es mich trifft“, sagte sie, als (die Panik um) Corona Deutschland erreichte, „dann trifft es mich.“ Wichtig war ihr einzig und allein, „die letzten Monate frei und mit Menschen, die ich liebe zu verbringen“.

Diesen Wunsch torpedierte Corona (beziehungsweise die Maßnahmen, die im Namen von Corona ergriffen wurden) massiv.

Charlotte ist eines von hunderttausenden Kindern, die in den 50er und 60er Jahren traumatische Erfahrungen in deutschen Kinderheimen gemacht haben. Die meisten dieser Kinder, sagt ein Sozialpädagoge, der über die Jahre zu Charlottes Freund geworden ist (und anonym bleiben möchte) haben einen „Heimschaden, sie haben große Vertrauensprobleme und können Enge schwer ertragen“.

Heimschaden! Werden unsere Kinder, denen von Fachleuten inzwischen der Terminus „Generation Maske“ übergestülpt worden ist, einen Coronaschaden davon tragen?

Erst gestern hat mir meine zwölfjährige Patentochter, die gerade ein paar Tage bei uns verbringt, erzählt, wie beschissen es einigen ihrer Freunde geht. Von zwei Freundinnen weiß sie sogar, dass sie sich ritzen. Ihr Dasein, sagt meine Patentochter, ist so tot, dass sie sich Schmerzen zufügen, um zu spüren, dass sie noch leben.

Selbst mein eigenes Kind, von dem wir denken, dass wir es bisher ziemlich optimal durch diese Zeit gebracht haben, sagt: „Irgendwie war ich vor Corona glücklicher“.

Ist es Zufall, dass sich aus meinem Bekanntenkreis binnen eines Jahres drei Menschen das Leben genommen haben? Bisher kannte ich in 47 Jahren niemanden in meinem näheren Umfeld, der sein Leben selbst beendet hat.

„Corona ist nicht die Ursache, Corona war nur der Auslöser“, erklärt mir meine ehemalige Nachbarin Yvonne, deren Sohn sich im März erhängt hat. Schon seit Jugendtagen war ihr Floris depressiv. Mit 27 Jahren nun beendete er im (wievielten?) Lockdown sein Leiden.

Ein Jahr zuvor war auch Charlotte schon einmal so weit. Sie wollte sterben. Allerdings ohne selbst Hand anzulegen. Sie hoffte auf Hilfe von außen. Dass diese ausblieb, erschütterte sie. Sie konnte nicht verstehen, dass es unter diesen Umständen niemanden gab, der aktive Sterbehilfe leisten wollte.

Charlottes Leben bestand zu diesem Zeitpunkt nur noch aus Panikattaken und Albträumen. Ihr ganzer Lebensmut, der sie bis dahin durch all die Unbilden ihres Lebens getragen hatte, war verschwunden. Das Trauma ihrer Kindheit hatte sie mit voller Wucht eingeholt.

„Heute Nacht habe ich wieder Albträume gehabt. Ich habe geträumt, dass ich eingesperrt bin. Ich bin aufgewacht und habe „Hilfe, Hilfe“ gerufen. Dann habe ich mich wieder schlafen gelegt, weil ich gemerkt habe, dass ich doch frei bin. Ach, wie habe ich Angst davor, nicht mehr frei zu sein.“

Bis zum Sommer 2019 lebte Charlotte allein und selbstbestimmt in einer kleinen freundlichen Wohnung mit Balkon. Diese befand sich im vierten Stock eines Miethauses ohne Fahrstuhl. Mit der Sommerhitze kam Charlotte an den Punkt, an dem sie die vier Treppen nicht mehr bewältigen konnte.

„Ein Heim“, sagt ihr Freund, der Sozialtherapeut, „war für Charlotte aufgrund ihrer traumatischen Kindheitserfahrungen nie eine Option.“

Mit einem Mal jedoch gab es keine andere Möglichkeit mehr. Charlotte zog um in ein kleines schönes Heim mit Garten. Vier, fünf Monate lang fühlte sie sich dort wohl. Dann kam Corona. Und Deutschland versank im ersten Lockdown. Charlottes Heim wurde dicht gemacht, die Bewohner durften nicht raus und Besucher nicht rein. Charlottes Freunde versuchten sie über den Gartenzaun mit Obst (die Ernährungslage im Heim war schlecht und Obst eines von Charlottes wenigen Freuden) und Gesprächen aufzumuntern. Nach wenigen Wochen war es auch damit vorbei. Das Heimpersonal errichtete eine Barriere aus Gartenmöbeln und Absperrbändern. Über diese hinweg war eine Kommunikation – Charlotte ist schwerhörig – nicht mehr möglich. Per WhatsApp bat sie ihre Freunde darum, doch einen Anwalt zu finden, der aktive Sterbehilfe für sie erstreiten könnte. „Ihr ging es wirklich nur noch ums Sterben“, erinnert sich Charlottes Freund.

Ihre Freunde fanden eine kleine Alters-WG, in die Charlotte bereit war einzuziehen – unter einer Bedingung: Die Betreiber mussten Charlotte versprechen, sie auf keinen Fall einzusperren.

Mit dieser Zusicherung schöpfte Charlotte neuen Lebensmut, Sterbehilfe war fortan kein Thema mehr. Ihr Umzug fiel in das Ende des ersten Lockdowns. Charlotte konnte im neuen Zuhause ein- und ausgehen wie sie wollte. Sie war frei.

„Je älter ich werde, umso mehr sehne ich mich nach Freiheit. Obwohl ich die Freiheit habe, (…) ist sie in meinem Leben noch nicht vollständig ausgestattet. Jede Minute, jede Stunde nutze ich die Freiheit.“

Trotz der Hitze des Sommers, ihrer permanenten Luftnot und der schweren Sauerstoffflasche als schweres Dauergepäck, nahm sie regelmäßig weite Wege in Kauf, um sich in einer Beratungsstelle, die ihr zur Heimat geworden war, mit lieben Menschen zu treffen. Auf den Fahrten wurde sie, obwohl ihre Luftschläuche deutlich zu sehen waren, mehrfach beleidigt, weil sie keine Maske trug. Charlotte nannte diese Meckerer „harte, kalte Betonmenschen“.

Im neuen Zuhause fühlte Charlotte sich nur mittelmäßig wohl. Die Ernährungslage war schlecht und Charlottes Möglichkeiten selbst für ihr Bedürfnis nach Obst und Gemüse zu sorgen gering. Es fehlte schlicht an Geld. Charlotte bekommt keine Rente – im Heim war ihr die Bildung verweigert worden, als Erwachsene hat sie sich immer nur mit Hilfsarbeiten durchschlagen können. Dass sie sich später autodidaktisch durch alle philosophischen Richtungen gelesen hat, interessiert in der Bürokratie niemanden. Zum Leben blieb ihr nur die Grundsicherung.

„Wie oft waschen wir unsere blutige Seele sauber? Und immer wieder blutet es. Mal kommt es zum Stillstand, mal reißt die Narbe wieder auf. Ein ständiges Hin und Her. So ist es.“

Im Februar 2021 wurden mehrere Bewohner sowie ein Mitarbeiter in Charlottes Alten-WG positiv auf SARS Cov2 getestet. Sofort wurden sämtliche Bewohner in ihren Zimmern eingesperrt. Charlotte wurde zwei Mal getestet. Beide Male negativ. Dennoch wurde eine vierzehntägige Quarantäne über sie verhängt. Unverständlicher Weise durften sich die positiv getesteten WG-Mitglieder bereits nach zehn Tagen wieder frei bewegen.

Verzweifelt schrieb Charlotte an ihren Freund: „Ich bin doch negativ. Das ist Freiheitsberaubung. Du musst mir helfen!“ Aber wie? Die WG war geschlossen. Es gab kein Reinkommen. Das konnte Charlotte nicht verstehen. Mit aller Heftigkeit wurde sie zum zweiten Mal binnen eines Jahres von ihrer Vergangenheit heimgesucht. Sie war verzweifelt und in Panik. Am zweiten Tag der Quarantäne begann Charlotte einen Hungerstreik. Bei ihren Freunden schrillten die Alarmglocken. Charlotte wog nur 42 Kilogramm. Ein Hungerstreik konnte tödlich enden.

Charlottes Freund fragte einen Anwalt um Rat. Dieser sagte, man könne nichts machen, momentan reagiere die gesamte Welt irrational. Kollegen einer Beratungsstelle, die er um Unterstützung bat, zuckten die Achseln und sagten: „Was willst du machen?“ „Das sind Menschenrechtsverletzungen“, argumentierte Charlottes Freund. Doch das wollte niemand hören.

Es blieb nichts als Charlotte zu erklären, dass (wieder einmal) aushalten, die beste Option sei. Um dieses Aushalten zu erleichtern organisierte ihr Freund mit weiteren Freunden eine Rund-um-die-Uhr-Online-Bespaßung. „Zusammen“, erinnert er sich, „haben wir das halbe Internet rauf- und runtergespielt, außerdem gechattet und darüber hinaus fast täglich telefoniert“.

Mit Ach- und Krach überstand Charlotte die Quarantäne. Am Ende wog die schmächtige kleine Frau nur noch 38 Kilogramm.

Um nie wieder in solch eine Situation des Freiheitsentzugs zu kommen, entschied Charlotte, sich impfen zu lassen.

Nach der Impfung schrieb sie an ihren Freund:

„Ich habe es so satt, nun habe ich meine Rechte wieder. Das Ausgestoßensein habe ich seelisch nicht mehr verkraftet. Nun kann ich mich ausweisen, wenn ich irgendwo hin möchte und in unserem Haus bin ich mir sicher, dass keiner sagt, ich sei schuld, wenn ein Mitbewohner erkrankt.“

„Die Impfung betrachte ich als Erpressung. Um nicht mehr eingeschlossen zu sein. Man hat mir gesagt, wenn ich mich impfen lasse, habe ich mehr Rechte. Deshalb habe ich es getan, aber nur ungern. Ich habe an mein Trauma gedacht, weil ich daran zugrunde gehe. Nun fühle ich mich als Verräterin vor mir selbst. Ich habe mich wirklich selbst verraten. Das ist ein neuer Bewusstseinsschock. Ich habe mir etwas angetan, was ich mir nie verzeihen werde.“

„Der Schmerz im Arm ist weg. Jetzt habe ich „nur noch“ das Gefühl, dass ich ständig brechen muss, immerzu bin ich müde und wie benebelt im Kopf. In meinem Körper hat sich was verändert. Ich habe jetzt schon Angst vor der zweiten Impfung.“

„Ich merke, die Impfwirkung kommt Schritt für Schritt, jeden Tag ein bisschen mehr. Ich merke, dass mit meinem Körper nichts mehr stimmt. Ich habe Kopfschmerzen als wenn der Kopf platzt, ich habe Schüttelfrost und eine Hitze im Kopf, als hätte ich Fieber, außerdem diese Müdigkeit, ich habe Schmerzen im Brustbereich und meine Luft verschlechtert sich. Ich habe Angst vor der zweiten Impfung, das überlebe ich nicht noch mal.“

„Jetzt wollen sie zu Ostern wieder schließen. Was ist mit denen, die das Gift zu sich genommen haben, wegen ihrer Freiheit? Die ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt haben… Erzähle im ganzen Team von mir und auch anderen, damit viele es wissen. Mir wäre es sogar recht, die ganze Welt erfährt, dass man erpresst wird, dass einem die Pistole auf die Brust gesetzt wird.“

Trotz ihrer schlechten Konstitution und eigener Prognose überstand Charlotte die zweite Impfung. Vorsorglich war sie in ein Krankenhaus eingewiesen worden. Das Personal päppelte die zerbrechliche Frau Stück für Stück wieder auf. Eine Ärztin und eine Psychologin (im überraschend leeren Krankenhaus – Charlotte, die öfter in diesem (sonst brechend vollen Klinikum war) wunderte sich „Hier stimmt was nicht!“) nahmen sich Zeit für ausführliche Gespräche und stellten ihr sogar in Aussicht, wieder in einer eigenen Wohnung wohnen zu können. Trotz anhaltender Nebenwirkungen lebte Charlotte wieder auf.

Darauf jedoch folgte die Enttäuschung. „Es ist die Erfahrung vieler Menschen, die ich betreut habe, dass sich kurzzeitig jemand ihrer annimmt. Sobald jedoch Widerstände auftreten, meldet sich niemand mehr“, erzählt Charlottes Freund.

Zurück in ihrer WG, die ihr Freund inzwischen als „furchtbares Heim“ beschreibt, in dem „ganz komische Sache vorfallen“ (einmal gab es am Wochenende nur Kartoffeln mit Salzwasser zu essen, weil das Personal vergessen hatte, einzukaufen; Besucher können sich nicht anmelden, weil niemand ans Telefon geht und auch nicht auf gut Glück vorbeikommen, weil keiner öffnet, wenn geklingelt wird) hatte Charlotte zwar ihre (eingeschränkte, weil abhängige) Freiheit wieder, doch ihre Freude am Leben war dahin. Immer wieder beschrieb sie „mit meinem Körper stimmt etwas nicht“. Charlottes Haut ist grau, der Brechreiz weiter anhaltend und nicht einmal ihr geliebtes Obst schmeckt mehr.

Alles, was ihr einmal lieb und teuer war, wird von Corona torpediert. Wochenlang freute sie sich darauf, die Philharmoniker im Fernsehen zu sehen. Als es endlich so weit war und sie den Fernseher anschalte, sah sie lauter maskierte Musiker. Sie hat den Fernseher sofort wieder ausgemacht. „Das halte ich nicht aus“, erklärte sie. Überall steht Corona und nichts daneben. Das machte ihr Angst.

„Bei meinen Kollegen“, sagt ihr Freund, „steht das bloße Überleben scheinbar über allem“.

Für Charlotte steht die Freiheit über allem. Aufgrund ihres körperlichen Zustands wird diese immer eingeschränkt bleiben.

Im Juni beschloss Charlotte ihr Leiden nun endgültig zu beenden. Erneut bemühte sie sich um eine Sterbebegleitung. Erneut vergeblich. Also entschied sie, sich selbst zu helfen.

„Nichts kann man verdrängen, sogar die Kindheit kann man nicht verdrängen, weil es immer noch eine offene Wunde ist bei allen, die darunter gelitten haben.“

Zeit ihres Lebens galt Charlottes höchstes Streben dem nach Selbstbestimmung. Folgerichtig hat sie sich nun entschlossen ihren Weg selbstbestimmt zu Ende zu gehen.

Der Grund ist nicht Corona. Der Grund ist in der Tatsache zu sehen, dass eine Regierung einen Menschen (nein, unendlich viele) einer Retraumatisierung ausliefert. Corona und der Umgang unserer Gesellschaft mit dem Virus ist der Auslöser.

Herr Precht, schließen Sie bitte nicht von sich auf andere. Gehen Sie raus, sprechen Sie mit den Menschen und hören Sie zu, was sie zu sagen haben.

Charlotte beispielsweise schreibt in ihren Lebenserinnerungen über Kinder:

„Die Kinder haben eine so wunderschöne Seele! In dieser wunderschönen Seele sehe ich eine neue Welt, mit Frieden, mit Glück, mit Freude…“

 

Lesung

NOVEMBER

4. November 2023 – Autorentag in der Buchhandlung Schatzinsel in Bernau (bei Berlin)

OKTOBER

24. Oktober 2023 – 15 Uhr Lesung aus „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen!“ im Ev. Seniorenzentrum, Gutshaus Ludwigsburg https://www.kirche-schoenfeld.org/betreutes-wohnen-uckermark/

11. Oktober 2023 – 18 Uhr Lesung aus „Winterschmetterlinge“ im Freizeithaus Berlin Weißensee , Pistoriusstraße 23, 13086 Berlin, https://www.frei-zeit-haus.de/

MAI

24. Mai 2023 – 10 Uhr Lesung aus „Winterschmetterlinge“ im Kulturverein „Die Brücke“, Ort: Kulturbund Schwedt http://www.kulturverein-bruecke-schwedt.de/seite/359882/anfahrt.html

14. Mai 2023 – 18 Uhr Lesung aus Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen!“ und „Winterschmetterlinge“ auf Einladung des Konzertkreises Biesdorf im Evang. GZ-Biesdorf-Süd, Köpenicker Straße 165, 12683 Berlin

APRIL

26. April 2023 – 18 Uhr Lesung aus „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! Aber nur kleine. Fast Hundertjährige erzählen“ im Freizeithaus Berlin Weißensee , Pistoriusstraße 23, 13086 Berlin, https://www.frei-zeit-haus.de/

14. April 2023 – 19 Uhr Lesung aus „Winterschmetterlinge“ mit Sektempfang und Häppchen im Dies&Das, Waldhorngasse 10, 88453 Erolzheim

13. April 2023 – 19 Uhr WohnzimmerLesung aus „Winterschmetterlinge“ – A. Herrfurth, Dorfstraße 7, 82449 Uffing am Staffelsee, OT Schöffau

12. April 2023 – 19 Uhr Lesung aus „Winterschmetterlinge“ in der Allgäuer Genussmanufaktur https://www.allgaeuer-genussmanufaktur.de/

 

______________2023______________

 

 

DEZEMBER

NEUERSCHEINUNG – in der 50. Kalenderwoche erscheint „Winterschmetterlinge“ – ein Buch voller berührender Liebesgeschichten

 

NOVEMBER

28. November 2022 – 14.30 Uhr Lesung aus „Winterschmetterlinge“ –  im Haus der Begegnung, Wendenschloßstraße 404, 12557 Berlin Köpenick

OKTOBER

13. Oktober 2022 – 14 Uhr Lesung aus „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! Aber nur kleine. Fast Hundertjährige erzählen“ auf Einladung der Volkssolidarität Berlin Biesdorf Süd (Köpenicker Straße 184)

SEPTEMBER

29. September 2022 – Lesung aus „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! Aber nur kleine. Fast Hundertjährige erzählen“, Seniorenstiftung Gürtelstraße 32 (Veranstalter: Volkssolidarität)

22. September 2022 – 19 Uhr Lesung aus „Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen Krise“ mit anschließendem Gespräch, Gemeindeabend in der Dorfkirche St. Godehard, Kessin bei Rostock

14. September 2022 – Lesung aus„Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen Krise“, Kirchengemeinde Bülow

3. September 2022 – 17.30 Uhr Lesung aus meinem neuen Buch (darüber, wie Paare einander kennengelernt haben) mit anschließendem Gespräch moderiert von Jana Franke-Frey: Wie kann Beziehung gelingen? – die Lesung ist Teil der des „Fest für Liebe und Würde“ im Labyrinthpark Malchow bei Göritz – Karten sind unter der E-Mail: liebevoll-um@web.de bestellbar

JUNI

4. Juni 2022 – Kulinarische Buchstabensuppe mit Zutaten aus einhundert wilden Jahren serviert und gelesen von Doreen Mechsner – Hofladen Alte Tischlerei Vietzen (Nähe Waren/Müritz) http://www.landwirtfrey.de

MAI

28. Mai – ab 15 Uhr  Lesung aus „Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen Krise“ – es lesen Doreen Mechsner und Silke Struve  – Hoffest Artemishof Flieth http://www.artemishof-flieth.de/

13. Mai, 20 Uhr – Lesung aus „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen!“ Aber nur kleine. Fast Hundertjährige erzählen“ im Lychner Salon, Haus Vogelsang Lychen

APRIL

27. April, 10 Uhr – Lesung aus „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen!“ Aber nur kleine. Fast Hundertjährige erzählen“ im Kulturverein „Die Brücke“, Ort: Kulturbund Schwedt http://www.kulturverein-bruecke-schwedt.de/seite/359882/anfahrt.html

5. April, 20 Uhr – Musikalische Lesung „Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen Krise“ – es lesen Doreen Mechsner und Elke Niechziol, musikalisch interpretiert von Tobias Morgenstern im Cafe Kleinschmidt in Eberswalde, https://www.kleinschmidt-eberswalde.de/

MÄRZ

31. März, Lesung aus „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen!“ Aber nur kleine. Fast Hundertjährige erzählen“ im Buchladen Schatzinsel in Bernau bei Berlin, https://www.genialokal.de/buchhandlung/bernau/schatzinsel/

JANUAR

23. Januar, 20 Uhr ZOOM-Lesung des Briefwechsels bei der Basis-Akademie, Einlaß ab 19:45 mit folgendem Link https://us02web.zoom.us/j/81893295721?pwd=bWxuQU1xKzNpUXZlTXQvMTNIYTZ3QT09

 

__________2022__________

 

DEZEMBER

27. Dezember 2021, 20 Uhr Doreen Mechsner liest via ZOOM aus „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! Aber nur kleine. Fast Hundertjährige erzählen“ – wenn Sie (gegen eine Spende von empfohlenen 5€) dabei sein wollen oder die Lesung verschenken möchten, senden Sie bitte eine E-Mail an: umland-verlag.de

 

NOVEMBER

21. 11. 2021, 20 Uhr ZOOM-Lesung des „Briefwechsels“ in „Die Basis-Akademie funkt“, Einlass ab 19:45 mit folgendem Link  https://zoom.us/j/99247904833?pwd=MVhGWEVURDkyaElPcC93RXBXbUtzUT09

18. 11. 2021, 18 Uhr Lesung aus „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen!“ Aber nur kleine. Fast Hundertjährige erzählen“  – Kreisvolkshochschule Prenzlau (Brüssower Allee 48, 17291 Prenzlau)

14. 11. 2021, 20 Uhr Szenische Lesung „Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen Krise“ – es lesen Doreen Mechnser und Elke Niechziol im Theater unterm Dach https://theateruntermdach-berlin.de/ in Berlin Prenzlauer Berg

 

OKTOBER

29. Oktober  2021 – Lesung aus „Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen Krise“ im Freizeithaus Weißensee, Pistoriusstraße 23, 13086 Berlin https://www.frei-zeit-haus.de/

1. Oktober 2021, 18.30 Uhr – Lesung aus „Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen Krise“ auf dem habondia-hof in Müncheberg, Münchehofer Str. 9
15374 Müncheberg https://www.habondia.de/kurstermine/detail/lesung-briefwechsel-mit-der-autorin-doreen-mechsner.html

 

SEPTEMBER

28. September 2021, 19 Uhr – Lesung aus „Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen Krise“ in Kiel – Anfragen an mail@umland-verlag.de

18. September, 14.45 Uhr – Lesung aus „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! Aber nur kleine. Fast Hundertjährige erzählen.“ im Rahmen des 4. Literaturfestes in Wandlitz

13. September, 19 Uhr – Lesung aus „Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen Krise“ im Dorfgemeinschaftshaus in Lindenhagen

Lesung

16. August, 15 Uhr Lesung aus „Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen Krise“ – evangelische Gemeinde, Driesener Straße 1 in Berlin Prenzlauer Berg ( es sind noch wenige Plätze frei, Buchung über mail@umland-verlag.de)

19. August, 15 Uhr Lesung aus „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! Aber nur kleine …“ sowie „Briefwechsel“ im Haus der Begegnung, Wendenschloßstraße 404, 12557 Berlin Köpenick

 

Literatursalon Irmtraud Gutschke über BRIEFWECHSEL, 25. Juli 2021

 

 

Was uns alles bei Corona bewegt

Von Irmtraud Gutschke

„Oma, glaubst du eigentlich, dass Corona so wichtig ist, dass die Kinder später in ihren Geschichtsbüchern darüber lesen werden?“ Mit dieser Frage ihres 10-jährigen Enkels hat es für die 74-jährige Hannelore begonnen. Sie suchte den Austausch mit ihren Freudinnen und Freunden … https://www.literatursalon.online/romane-und-erzaehlungen/doreen-mechsner-briefwechsel/

Stadtbibliothek Germering sowie Münchner Merkur, 14. Juni 2021

TIPP DES MONATS: Juni 2021

Buch: „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! Aber nur kleine“ von Doreen Mechsner (2020)

Die Autorin Doreen Mechsner hat für dieses Buch zwölf fast Hundertjährige getroffen, die von ihrem Leben erzählen. Die Berichte der 96- bis 99-Jährigen sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sie erzählen, und doch ziehen sich ähnliche Themen und Erfahrungen durch die Kapitel: Geprägt von Krieg, harter Arbeit und Armut ist die Freude über kleine Dinge groß, ebenso wie die Dankbarkeit und die Gewissheit, dass es immer weitergeht, irgendwie. … https://www.stadtbibliothek-germering.de/germering/web.nsf/id/pa_sb_de_unsere_medienempfehlungen.html

Uckermark Kurier, 04. Juni 2021

Corona-Briefe sollen Mut machen

von Claudia Marsal

Doreen Mechsner aus Fergitz sagt: Seit Corona erlebe ich, wie Freundschaften und Familien auseinanderdriften. Das macht mich traurig. Ich denke, man kann unterschiedlicher Ansicht sein und sich dennoch gewogen bleiben. Mein „Briefwechsel“ ist der Versuch aufzuzeigen, wie das gelingen kann.“  … Nordkurier 4. 6. 2021

Werkstattbericht, 2. Juni 2021

Liebe Freunde des umland verlags,
es ist vollbracht. Gestern vor zwei Wochen ist mein neues Buch „Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen
Krise“ in den Druck gegangen. Die Endphase hatte es, wie bei jedem der bisherigen Bücher, noch einmal
ordentlich in sich. Als ich nämlich schon fast dabei war, die Freigabe zu erteilen, fiel mir plötzlich auf, dass ich
irgendwie eine Passage überlesen haben musste. War ich schon so durch den Wind, dass ich nicht wusste, was ich
gelesen hatte? Noch einmal studierte ich mich von vorn bis hinten durch mein Buch, um kurz vor Schluss – Oh
Schreck – festzustellen, dass nicht nur eine kleine Passage, sondern ein komplettes Kapitel verschwunden war?
Wie konnte das sein? Wer hatte es geklaut? Wir wissen es bis heute nicht. Allerdings haben wir eine Vermutung.
Ihr ahnt es vielleicht – die Dubties. Vermutlich fühlen sie sich vernachlässigt. Ich kann sie verstehen. Aber sie
müssen noch warten. Die letzten zwei Wochen waren erst einmal Schreibpause angesagt. Dafür habe ich im
Garten gewirbelt – Kartoffeln gesteckt, Möhren gesät, Gurken, Kürbisse und Zucchinis gepflanzt, Tomaten
gezogen, die Radieschen schmecken schon, der Salat ist gleich erntereif … Hier wächst und grünt es, dass es eine
Freude wäre, wenn nicht die Beikräuter immer viel, viel schneller wachsen würden als alles Gepflanzte.
Parallel laufen im meinem Kopf natürlich schon die nächsten Projekte. Zwei Kinderbücher sind jeweils zur Hälfte
geschrieben, die Wege wollen überarbeitet werden und ständig kommen neue Ideen dazu. Um dieses Hamsterrad
zum Stillstand zu bringen, habe ich mir – und der weltbesten umland-Grafikerin Annett gleich mit – eine
Zwangspause verordnet. Am vergangenen Wochenende sind wir gemeinsam an die Küste gedüst und haben das
Leben in vollen Zügen genossen. Erst dort oben, an der Ostsee haben wir gemerkt, wie viele Nerven und wie viel
Schlaf uns unser jüngstes Werk in der der Endphase gekostet hat.
Die Auszeit war überfällig! Außerdem hatten wir endlich und zum ersten Mal auch so etwas wie FreundinnenZeit,
gekoppelt natürlich mit einem klitzekleinen bisschen ArbeitsZeit (schließlich muss die Werbemaschinerie
angekurbelt werden). Ursprünglich hatten wir es uns bei meiner Freundin Anke im Apfelgarten ganz luxuriös sein
lassen wollen. Aber Pustekuchen! Die Bestimmungen waren nicht so, dass sich Anke wagte, uns als
Geschäftsreisende zu beherbergen. Da es aber unbedingt die Ostsee sein sollte, suchte ich hier und dort und
bekam nach etlichen Absagen plötzlich die Möglichkeit, ein Segelschiff zu chartern. Weder Annett noch ich hatten
bisher je einen Fuß auf ein Segelschiff gesetzt. Diese Erfahrung musste gemacht werden! Wir haben zugegriffen,
ein grandioses Wochenende verlebt und eine neue Leidenschaft entdeckt. Dabei war nix mit Luxus – nur
Abenteuer pur! Am liebsten würden wir gleich morgen wieder in See stechen. Gestern Abend im heimischen Bett
schaukelte noch immer alles.
Gemeinsam mit Herbert und Christian – Mecklenburger Seebären wie sie im Buche stehen – durchpflügten wir
das windseeige Achterwasser, nahmen die eine oder andere Gischtdusche und wurden – wir Heldinnen! – nicht
seekrank.
Natürlich durchmaßen wir auch den Ostseesandstrand, der bedingt durch die Coronamaßnahmen noch wie
leergefegt war – wir fühlten uns wie Auserwählte. Annett beeindruckte durch ihre Surfkünste und zum Schluss
tauchten wir tatsächlich noch ein in die kalte Ostsee.
Ganz nebenbei recherchierten wir selbstverständlich auch – viel mehr als gedacht – für die Fortsetzung meines
Romans „Briefwechsel“. Wir mussten uns gar nicht groß anstrengen, um in Erfahrung zu bringen, wie die
Insulaner und erste „auserwählte“ Gäste unmittelbar vor der Öffnung ticken. Ein Gespräch, ohne auf Corona zu
kommen, ist nahezu unmöglich. Seit einem Jahr hält das Virus und/oder das, was um das Virus herum geschieht,
die ganze Welt in Atem. Ob das die Kellnerin in meinem Lieblingscafé Asgard betrifft oder Henrieke aus Hannover,
die in der Kurklinik von Heringsdorf neue Kräfte tanken will, unseren Skipper Christian, der im wahren Leben Rettungswagenfahrer ist, oder Theaterregisseurin Iris aus Ecuador, die sich zum Buchschreiben auf der Insel in
Klausur begeben hat.
Alle ohne Ausnahme nehmen wahr, dass ein Riss durch die Menschenheitsfamilie geht – je nachdem, was wem
die größere Angst macht: das Virus oder die Maßnahmen, um das Virus in den Griff zu bekommen.
Genau dieses Thema habe ich in meinem „Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen Krise“ aufgegriffen.
Meine Intention und große Hoffnung ist es, mit diesem Buch Menschen zu erreichen, sie zu bewegen
miteinander im Gespräch zu bleiben beziehungsweise wieder aufeinander zuzugehen. Seit inzwischen mehr als
einem Jahr, seit Corona, erlebe ich, wie Freundschaften und Familien auseinanderdriften. Das macht mich traurig.
Ich denke, man kann unterschiedlicher Ansichten sein und sich dennoch gewogen bleiben. Mein „Briefwechsel“
ist der Versuch aufzuzeigen, wie das gelingen kann.
Während nämlich Corona die Menschen rund um Hannelore und Nora spaltet, wird
das Virus für die beiden Frauen zum verbindenden Element.
Es ist die Frage ihres zehnjährigen Enkels Max: „Oma glaubst du eigentlich, dass Corona
so wichtig ist, dass die Kinder später in den Geschichtsbüchern darüber lesen werden?“,
die die 74-jährige Hannelore dazu veranlasst, Freunde und Bekannte zu bitten, ihre
Gedanken und Meinungen zur Corona-Krise aufzuschreiben.
Eine der Adressatinnen ist die 47-jährige Nora. Zwischen der jungen Autorin und
Hannelore entwickelt sich ein reger Briefwechsel. Obwohl die beiden Frauen durchaus
konträre Sichtweisen auf die von der Weltgesundheitsorganisation ausgerufene
Pandemie und die damit verbundenden Maßnahmen haben, zeigen sie auf frappierend
einfache Art, wie man miteinander im Gespräch und sich dabei wohlgesonnen bleiben
kann.
Ganz nebenbei sammeln sie die Meinungen und Gedanken ihrer Freunde und weben
diese in ihren sehr bewegenden Briefwechsel ein.
Am kommenden Freitag, also am 4. Juni 2021 wird der „Briefwechsel“ erscheinen. Bei Interesse könnt ihr ihn
bereits jetzt bestellen, so dass er am Freitag direkt auf den Weg zu euch gehen kann.
Für alle diejenigen, die noch ein bisschen mehr Vorgeschmack haben möchten, hat meine Erstleserin Elke notiert,
wie es ihr mit meinem „Briefwechsel“ ergangen ist:
Ich hatte das große Glück, den Entstehungsprozess von „Briefwechsel“ begleiten zu
dürfen. Die Idee, die verschiedenen Sichtweisen auf ‚Corona‘ und alles, was mit dem
Erscheinen des Virus zu tun hat, aus der Sicht zweier so unterschiedlicher, aber einander
zugetaner Frauen zu beleuchten, gefiel und gefällt mir sehr gut. Vor allem das daraus
sprechende Bedürfnis miteinander in Verbindung zu bleiben, während sich um sie
herum durch unterschiedliche Sichtweisen auf Corona in so vielen Familien und
Freundschaften plötzlich Risse auftaten (und immer noch auftun).
Mir begegneten mit Hannelore und Nora zwei Frauen, die nicht nur Fakten und
Gedanken mit mir teilten, sondern auch ihren Schmerz, ihr Staunen, ihre Verwunderung,
ihre Trauer sowie ihre Verzweiflung. Darüber hinaus ließen sie mich aber auch teilhaben
an ihrer unbändigen (Lebens-)Freude, ihren Hoffnungen, Erinnerungen, Erfahrungen und Begegnungen. Das brachte mich ihnen nahe. Ich konnte vieles gut nachempfinden und
wiedererkennen, anderes hingegen war mir neu, manchmal fremd, aber immer
bedenkenswert.
Durch den offenen, einfühlsamen und wertschätzenden Austausch zwischen Hannelore
und Nora fiel es mir leichter, mich in dieser oft verstörenden Zeit zu orientieren.
Besonders berührt war und bin ich von der Hingabe, mit der Doreen Mechsner an
diesem Buch gearbeitet, Fakten, Sichtweisen, Erlebnisse und Begegnungen gesammelt
und literarisch verarbeitet hat. Sie ist empathisch mit ihren Figuren verbunden, lässt sie
lebendig werden und durchgängig wertschätzend (anders als es uns vielfach vorgelebt
wird) miteinander in Kontakt sein.
Doreen Mechsners „Briefwechsel“ dokumentiert und kommentiert auf wertungsfreie
Weise einen Zeitabschnitt, in dem mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit
Veränderungen auf uns alle eingeprasselt sind.
„Briefwechsel“ ist mehr als nur ein Buch, „Briefwechsel“ ist die Möglichkeit, einander die
Hände zu reichen.
Liebe umland-Freunde, vielleicht noch ein bisschen mehr als bei den bisherigen Büchern, hoffe ich auf viele, viele
LeserInnen. Ich freue mich, wenn ihr eine oder einer der ersten seid.
Zum Reinschnuppern haben Annett und ich eine dreiundzwanzigseitige Leseprobe drucken lassen, die wir
deutschlandweit an Buchläden verschicken wollen. Sollte der eine oder andere von euch Läden, Arztpraxen,
Institutionen, Menschen wissen, die eine Leseprobe interessieren könnte, schreibt uns, wir freuen uns über
Verteilerhilfe und schicken euch gerne einige Exemplare zu. Hilfreich ist natürlich auch eine großzügige Mund-zuMund-Propaganda.
Für all diejenigen, die durchgehalten und bis zum Ende gelesen haben, sage ich jetzt: Auf die Plätze, fertig, los!
Denn: Unter den ersten zehn Bestellern verlose ich ein Gratisexemplar! Ein weiteres gibt es für denjenigen, der als
erstes eine Amazon-Rezension verfasst. Ihr merkt, hier kommt die alte Sportlerin in mir durch. Also – alle in die
Startlöcher und: Auf los geht’s los!
Viel Glück und herzliche Grüße

Werkstattbericht, 2. Juni 2021

Liebe Freunde des umland verlags,
es ist vollbracht. Gestern vor zwei Wochen ist mein neues Buch „Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen
Krise“ in den Druck gegangen. Die Endphase hatte es, wie bei jedem der bisherigen Bücher, noch einmal
ordentlich in sich. Als ich nämlich schon fast dabei war, die Freigabe zu erteilen, fiel mir plötzlich auf, dass ich
irgendwie eine Passage überlesen haben musste. War ich schon so durch den Wind, dass ich nicht wusste, was ich
gelesen hatte? Noch einmal studierte ich mich von vorn bis hinten durch mein Buch, um kurz vor Schluss – Oh
Schreck – festzustellen, dass nicht nur eine kleine Passage, sondern ein komplettes Kapitel verschwunden war?
Wie konnte das sein? Wer hatte es geklaut? Wir wissen es bis heute nicht. Allerdings haben wir eine Vermutung.
Ihr ahnt es vielleicht – die Dubties. Vermutlich fühlen sie sich vernachlässigt. Ich kann sie verstehen. Aber sie
müssen noch warten. Die letzten zwei Wochen waren erst einmal Schreibpause angesagt. Dafür habe ich im
Garten gewirbelt – Kartoffeln gesteckt, Möhren gesät, Gurken, Kürbisse und Zucchinis gepflanzt, Tomaten
gezogen, die Radieschen schmecken schon, der Salat ist gleich erntereif … Hier wächst und grünt es, dass es eine
Freude wäre, wenn nicht die Beikräuter immer viel, viel schneller wachsen würden als alles Gepflanzte.
Parallel laufen im meinem Kopf natürlich schon die nächsten Projekte. Zwei Kinderbücher sind jeweils zur Hälfte
geschrieben, die Wege wollen überarbeitet werden und ständig kommen neue Ideen dazu. Um dieses Hamsterrad
zum Stillstand zu bringen, habe ich mir – und der weltbesten umland-Grafikerin Annett gleich mit – eine
Zwangspause verordnet. Am vergangenen Wochenende sind wir gemeinsam an die Küste gedüst und haben das
Leben in vollen Zügen genossen. Erst dort oben, an der Ostsee haben wir gemerkt, wie viele Nerven und wie viel
Schlaf uns unser jüngstes Werk in der der Endphase gekostet hat.
Die Auszeit war überfällig! Außerdem hatten wir endlich und zum ersten Mal auch so etwas wie FreundinnenZeit,
gekoppelt natürlich mit einem klitzekleinen bisschen ArbeitsZeit (schließlich muss die Werbemaschinerie
angekurbelt werden). Ursprünglich hatten wir es uns bei meiner Freundin Anke im Apfelgarten ganz luxuriös sein
lassen wollen. Aber Pustekuchen! Die Bestimmungen waren nicht so, dass sich Anke wagte, uns als
Geschäftsreisende zu beherbergen. Da es aber unbedingt die Ostsee sein sollte, suchte ich hier und dort und
bekam nach etlichen Absagen plötzlich die Möglichkeit, ein Segelschiff zu chartern. Weder Annett noch ich hatten
bisher je einen Fuß auf ein Segelschiff gesetzt. Diese Erfahrung musste gemacht werden! Wir haben zugegriffen,
ein grandioses Wochenende verlebt und eine neue Leidenschaft entdeckt. Dabei war nix mit Luxus – nur
Abenteuer pur! Am liebsten würden wir gleich morgen wieder in See stechen. Gestern Abend im heimischen Bett
schaukelte noch immer alles.
Gemeinsam mit Herbert und Christian – Mecklenburger Seebären wie sie im Buche stehen – durchpflügten wir
das windseeige Achterwasser, nahmen die eine oder andere Gischtdusche und wurden – wir Heldinnen! – nicht
seekrank.
Natürlich durchmaßen wir auch den Ostseesandstrand, der bedingt durch die Coronamaßnahmen noch wie
leergefegt war – wir fühlten uns wie Auserwählte. Annett beeindruckte durch ihre Surfkünste und zum Schluss
tauchten wir tatsächlich noch ein in die kalte Ostsee.
Ganz nebenbei recherchierten wir selbstverständlich auch – viel mehr als gedacht – für die Fortsetzung meines
Romans „Briefwechsel“. Wir mussten uns gar nicht groß anstrengen, um in Erfahrung zu bringen, wie die
Insulaner und erste „auserwählte“ Gäste unmittelbar vor der Öffnung ticken. Ein Gespräch, ohne auf Corona zu
kommen, ist nahezu unmöglich. Seit einem Jahr hält das Virus und/oder das, was um das Virus herum geschieht,
die ganze Welt in Atem. Ob das die Kellnerin in meinem Lieblingscafé Asgard betrifft oder Henrieke aus Hannover,
die in der Kurklinik von Heringsdorf neue Kräfte tanken will, unseren Skipper Christian, der im wahren Leben Rettungswagenfahrer ist, oder Theaterregisseurin Iris aus Ecuador, die sich zum Buchschreiben auf der Insel in
Klausur begeben hat.
Alle ohne Ausnahme nehmen wahr, dass ein Riss durch die Menschenheitsfamilie geht – je nachdem, was wem
die größere Angst macht: das Virus oder die Maßnahmen, um das Virus in den Griff zu bekommen.
Genau dieses Thema habe ich in meinem „Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen Krise“ aufgegriffen.
Meine Intention und große Hoffnung ist es, mit diesem Buch Menschen zu erreichen, sie zu bewegen
miteinander im Gespräch zu bleiben beziehungsweise wieder aufeinander zuzugehen. Seit inzwischen mehr als
einem Jahr, seit Corona, erlebe ich, wie Freundschaften und Familien auseinanderdriften. Das macht mich traurig.
Ich denke, man kann unterschiedlicher Ansichten sein und sich dennoch gewogen bleiben. Mein „Briefwechsel“
ist der Versuch aufzuzeigen, wie das gelingen kann.
Während nämlich Corona die Menschen rund um Hannelore und Nora spaltet, wird
das Virus für die beiden Frauen zum verbindenden Element.
Es ist die Frage ihres zehnjährigen Enkels Max: „Oma glaubst du eigentlich, dass Corona
so wichtig ist, dass die Kinder später in den Geschichtsbüchern darüber lesen werden?“,
die die 74-jährige Hannelore dazu veranlasst, Freunde und Bekannte zu bitten, ihre
Gedanken und Meinungen zur Corona-Krise aufzuschreiben.
Eine der Adressatinnen ist die 47-jährige Nora. Zwischen der jungen Autorin und
Hannelore entwickelt sich ein reger Briefwechsel. Obwohl die beiden Frauen durchaus
konträre Sichtweisen auf die von der Weltgesundheitsorganisation ausgerufene
Pandemie und die damit verbundenden Maßnahmen haben, zeigen sie auf frappierend
einfache Art, wie man miteinander im Gespräch und sich dabei wohlgesonnen bleiben
kann.
Ganz nebenbei sammeln sie die Meinungen und Gedanken ihrer Freunde und weben
diese in ihren sehr bewegenden Briefwechsel ein.
Am kommenden Freitag, also am 4. Juni 2021 wird der „Briefwechsel“ erscheinen. Bei Interesse könnt ihr ihn
bereits jetzt bestellen, so dass er am Freitag direkt auf den Weg zu euch gehen kann.
Für alle diejenigen, die noch ein bisschen mehr Vorgeschmack haben möchten, hat meine Erstleserin Elke notiert,
wie es ihr mit meinem „Briefwechsel“ ergangen ist:
Ich hatte das große Glück, den Entstehungsprozess von „Briefwechsel“ begleiten zu
dürfen. Die Idee, die verschiedenen Sichtweisen auf ‚Corona‘ und alles, was mit dem
Erscheinen des Virus zu tun hat, aus der Sicht zweier so unterschiedlicher, aber einander
zugetaner Frauen zu beleuchten, gefiel und gefällt mir sehr gut. Vor allem das daraus
sprechende Bedürfnis miteinander in Verbindung zu bleiben, während sich um sie
herum durch unterschiedliche Sichtweisen auf Corona in so vielen Familien und
Freundschaften plötzlich Risse auftaten (und immer noch auftun).
Mir begegneten mit Hannelore und Nora zwei Frauen, die nicht nur Fakten und
Gedanken mit mir teilten, sondern auch ihren Schmerz, ihr Staunen, ihre Verwunderung,
ihre Trauer sowie ihre Verzweiflung. Darüber hinaus ließen sie mich aber auch teilhaben
an ihrer unbändigen (Lebens-)Freude, ihren Hoffnungen, Erinnerungen, Erfahrungen und Begegnungen. Das brachte mich ihnen nahe. Ich konnte vieles gut nachempfinden und
wiedererkennen, anderes hingegen war mir neu, manchmal fremd, aber immer
bedenkenswert.
Durch den offenen, einfühlsamen und wertschätzenden Austausch zwischen Hannelore
und Nora fiel es mir leichter, mich in dieser oft verstörenden Zeit zu orientieren.
Besonders berührt war und bin ich von der Hingabe, mit der Doreen Mechsner an
diesem Buch gearbeitet, Fakten, Sichtweisen, Erlebnisse und Begegnungen gesammelt
und literarisch verarbeitet hat. Sie ist empathisch mit ihren Figuren verbunden, lässt sie
lebendig werden und durchgängig wertschätzend (anders als es uns vielfach vorgelebt
wird) miteinander in Kontakt sein.
Doreen Mechsners „Briefwechsel“ dokumentiert und kommentiert auf wertungsfreie
Weise einen Zeitabschnitt, in dem mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit
Veränderungen auf uns alle eingeprasselt sind.
„Briefwechsel“ ist mehr als nur ein Buch, „Briefwechsel“ ist die Möglichkeit, einander die
Hände zu reichen.
Liebe umland-Freunde, vielleicht noch ein bisschen mehr als bei den bisherigen Büchern, hoffe ich auf viele, viele
LeserInnen. Ich freue mich, wenn ihr eine oder einer der ersten seid.
Zum Reinschnuppern haben Annett und ich eine dreiundzwanzigseitige Leseprobe drucken lassen, die wir
deutschlandweit an Buchläden verschicken wollen. Sollte der eine oder andere von euch Läden, Arztpraxen,
Institutionen, Menschen wissen, die eine Leseprobe interessieren könnte, schreibt uns, wir freuen uns über
Verteilerhilfe und schicken euch gerne einige Exemplare zu. Hilfreich ist natürlich auch eine großzügige Mund-zuMund-Propaganda.
Für all diejenigen, die durchgehalten und bis zum Ende gelesen haben, sage ich jetzt: Auf die Plätze, fertig, los!
Denn: Unter den ersten zehn Bestellern verlose ich ein Gratisexemplar! Ein weiteres gibt es für denjenigen, der als
erstes eine Amazon-Rezension verfasst. Ihr merkt, hier kommt die alte Sportlerin in mir durch. Also – alle in die
Startlöcher und: Auf los geht’s los!
Viel Glück und herzliche Grüße

 

Buch-Premiere

29.06.2021, 19 Uhr  musikalisch umrahmte Lesung aus „Briefwechsel. Stimmungsbild einer viralen Krise“ gemeinsam mit Elke Niechziol und Tobias Morgenstern            –            Dorfkirche Malchow (17291 Göritz/OT Malchow)

Wer macht eigentlich Angela Merkel die Haare?

„Mama, findest du Angela Merkel hübsch?“ Oh Gott, was kommt jetzt wieder, denke ich. Doch noch ehe ich antworten kann, schnattert meine kleine Loli schon weiter: „Also, ich finde sie nicht hübsch. Aber ihre Haare, die sehen immer picobello aus.“ Ganz ehrlich, ich habe mir noch nie Gedanken, über Angela Merkels Haare gemacht. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, weiß ich auch nicht sofort, wie die Haare unserer Bundeskanzlerin eigentlich aussehen. Also so im Detail. Trägt sie einen Scheitel? Hat sie Strähnchen? Liegen die Haare hinter ihren Ohren oder verdecken sie sie?

„Worüber du dir immer so Gedanken machst“ staune ich meine Jüngste an. „Weißt du, was ich mich frage?“, sagt Loli, als ob sie mich gar nicht gehört hätte. „Nein, weiß ich nicht“, antworte ich wahrheitsgemäß und hoffe, dass sie es mir gleich verraten wird. „Ich frage mich“, sagt Loli und dehnt dabei jedes Wort so, dass ich nun wirklich richtig gespannt bin, welche Gedanken sie gerade bewegen. Doch Loli lässt mich zappeln. Sie holt tief Luft. Dann beginnt sie noch einmal von vorn. „Ich frage mich“, sagt sie also, „ob Angela Merkel sich ihre Haare selber macht?“

Ahhh, daher weht der Wind, denke ich und schmunzle in mich hinein. Mit dieser Frage kann ich etwas anfangen. Seit nämlich Claudia, die Mama von Toni in der Schule gewesen ist, um ihren Beruf vorzustellen, will Loli unbedingt Friseurin werden. Allerdings nicht erst in zehn Jahren, sondern jetzt gleich. Um Lolis drängendem Wunsch entgegenzukommen, habe ich Glätteisen, Lockenstab, Lockenwickler, Papilotten und etliche Bürsten und Kämme gekauft und außerdem ihre Schwester überredet, sich neben mir als Modell zur Verfügung zu stellen. Inzwischen jedoch reicht es Loli nicht mehr, uns nur mit Hilfe von Lockenstab und Bürsten aufzuhübschen, sie will endlich richtig Hand beziehungsweise Schere anlegen. Dass wir das kategorisch verweigern, findet sie überhaupt nicht spaßig. Um uns zu strafen, also vor allem mich, schnippelt sie immer mal wieder an sich selbst herum. Zum Glück hat sie Locken. Die ringeln sich einfach als sei nichts geschehen. Wenn nicht hin und wieder die eine oder andere im Waschbecken läge, würde ich ihre Schnittversuche gar nicht bemerken.

„Was glaubst du, Mama?“ fragt Loli. „Willst du sie ihr etwa schneiden?“, frage ich „Quatsch“, widerspricht Loli. „Ich müsste doch erst mal üben“. Das leuchtet mir natürlich ein. Loli kann unmöglich an Angela Merkel rumschnippeln, bevor sie an mir geübt hat. „Also, was glaubst du?“ Loli lässt nicht locker. „Die wird schon einen Friseur haben, der ihr die Haare macht“, sage ich. „Wie oft?“ fragt Loli. „Was wie oft?“ Ich verstehe die Frage nicht. „Na wie oft er ihr die Haare macht?“ Woher soll ich wissen, wie oft sich unsere Bundeskanzlerin die Haare machen lässt. „Bestimmt vor jedem Auftritt“, schätze ich. „Das glaube ich auch“, stimmt mir Loli zu.

Nun sagt sie eine ganze Weile nichts mehr. Sie sitzt auf der Couch und starrt aus dem Fenster. Ich kenne meine Loli. In ihr rumort es. Ich sehe förmlich wie die Gedanken in ihrem Kopf hin- und her rasen.

Zehn Minuten lang, dann bricht es aus Loli heraus: „Das geht nicht!“ Obwohl ich auf einen Ausbruch vorbereitet bin, zucke ich erschrocken zusammen. „Angela Merkel muss sich die Haare selber machen!“ Jetzt komme ich nicht mehr mit. „Warum?“ frage ich. „Weil vielleicht Lockdown ist und die Friseure nicht arbeiten dürfen!“, erwidert Loli mit dem Habitus einer leicht genervten Lehrerin. Fassungslos starre ich meine kleine große Zehnjährige an. Mir fällt es wie Schuppen von den Augen und ich denke nur: „Kindermund tut Wahrheit kund!“

 

Werkstattbericht, 31.12.2020

Liebe Freunde des umland verlags,

 

was für ein komisches Jahr. Mir ist noch immer, als hätte es gerade erst begonnen. Irgendwie sie sind sie an mir vorbeigaloppiert die verrückten Monate seit März, seit Corona und haben mich mitgerissen wie in einem Strudel. Wo ist die Zeit nur hin? Oder liegt es gar nicht an diesem besonderen, diesem merkwürdigen Jahr und hat viel mehr mit dem zunehmenden Alter zu tun?

Nein, das kann es nicht sein. Denn Alter kommt erst noch. Immer wieder fällt es mir ein, wenn ich an meine fast hundertjährigen Freunde denke. Ich bin nicht einmal halb so alt wie sie. Da kann ich noch gar nicht von Alter reden. Das Leben fängt doch gerade erst an.

Rein beruflich betrachtet, scheint es tatsächlich so zu sein. Während überall die Kultur brach liegt und Musiker, Schauspieler und andere Kunstschaffende mitunter nicht wissen, wie es weitergehen soll, ob es weitergehen wird und wie sie ihr Leben finanzieren sollen, war 2020 für mich als Autorin und Verlegerin mein bisher erfolgreichstes Jahr. Ohne Buchmesse und ohne Lesungen haben meine Bücher ihre Wege in die Welt und zu vielen Lesern gefunden.

Das geschah natürlich nicht einfach so und von ganz alleine. Manchmal braucht man einfach das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein oder auch zur richtigen Zeit, die richtigen Menschen zu erwischen. Bei mir war der wichtigste Mensch, abgesehen von meinen wunderbaren Gesprächspartnern, meine Grafikerin Annett Lehmann. Ich bin noch immer ganz verliebt in das Coverbild meiner „Bäume“. Überhaupt in das ganze Buch. Mit einer unglaublichen Geduld, wirklich immer guter Laune und dem Motto: „Weitermachen!“ ist sie neben meiner Freundin und Lektorin Clara inzwischen das dritte Gesicht des umland verlags. Ob Lesezeichen, Postkarten, ein Verlagsprogramm oder unlängst eine Neujahrskarte, Annett zaubert mir alles, was ich wünsche.

Während ich mit meinem neuen Buch „Briefwechsel. Stimmungsbild einer Pandemie“ noch immer im Schreibprozess stecke, hat Annett das Cover schon wieder fertig. Ich liebe es. Ihr dürft gespannt sein.

Die Pressemitteilung dazu wird hoffentlich wieder meine Freundin Anke Frey (ihr wisst, das ist die mit dem Apfelgarten auf Usedom) schreiben. Ihre Kurzinformationen zu „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen“ war so einschlägig, dass die SuperIllu, die Märkische OderZeitung und sogar DAS MAGAZIN Lust auf das Buch bekommen haben und schließlich alle drei auch groß darüber berichtet haben. Seitdem vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht Bestellzettel ausdrucke und Bücher eintüte. Ich bekomme ganz entzückende Leserbriefe. Per Mail werde ich angefragt, ob ich nicht mal vorbeikommen und mich mit der Oma unterhalten könnte und besonders kontaktfreudige Leser greifen einfach zum Telefonhörer und freuen sich, wenn ich mit ihnen plaudere.

Ich kann mich noch erinnern, wie ich der Buchhändlerin meines Vertrauens vor zwei Jahren von meiner Idee erzählt habe, ein Buch über Menschen, die älter als 95, aber noch keinen 100 Jahre alt sind, zu schreiben. Die Buchhändlerin, auch sie heißt Annette, wusste damals sofort: „Das Buch wird gut ankommen. So etwas wollen die Leute lesen.“

Inzwischen überlege ich, ob ich nicht einen zweiten Band über die Fast-Zentauren schreiben sollte. Es ist immer wieder bereichernd, diesen so viel älteren Menschen zuzuhören und von ihnen lernen zu dürfen. Für mich steht Alter wirklich auch für Weisheit. Egal wie schlicht verpackt sie daherkommt, merke ich jedes Mal, wie viel ich aus den Gesprächen mit den alten Menschen für mich selber mitnehme. Und wie verbunden ich mich ihnen fühle. Es sind wirklich Freundschaften entstanden.

Sehr intensiv zum Beispiel war mein Kontakt zu Werner. Er lebte nur zwei Orte weiter. Anfang April ist er 98-jährig gestorben. Eine Woche zuvor hatte ich ihm mein Buch – es war Lockdown und ich habe mich nicht getraut, ihm das Buch persönlich zu übergeben – in den Briefkasten geworfen. Seine Familie hat mir geschrieben, dass er es noch gelesen hat. Das hat mich glücklich gemacht.

Bereits im März hatte ich Rose Marie in Schwerin besuchen wollen. Obwohl; besuchen ist untertrieben – ich hatte ganz groß mit ihr ihren 100. Geburtstag feiern wollen. Sie hatte sich so gefreut und es sich so schön ausgemalt – ein (letztes?) großes Fest sollte es werden, mit vielen, vielen Gästen in Saus und Braus und TANZ. Mindestens einen langsamen Walzer hatte sie tanzen wollen, vielleicht wäre auch noch ein schneller drin gewesen. Auf alle Fälle wollte sie, statt ihrer sonst roten, dieses Mal silberne Fingernägel tragen. Und dann? Saß sie alleine zu Haus. Ohne Gäste. Im Lockdown.

Als ich sie Anfang November endlich besuchte, erzählte sie mir, dass die schlimmste Krankheit des Alters die Einsamkeit sei. Seit vier Wochen nun lebt sie im Pflegeheim. Alleine zu Hause ging inzwischen doch über ihre Kräfte. Jetzt hat sie zwar ständig viele Menschen um sich, aber einsam ist sie trotzdem. Bislang, erzählte mir ihre Freundin, hat sie niemanden gefunden, mit dem sie sich unterhalten könnte.
Bei meinem Besuch beklagte sie, dass sie gar nicht wüsste, was in meinem Buch über sie geschrieben stünde. Ich war entsetzt. Natürlich wusste ich, dass Rose Marie nicht mehr lesen konnte, sie ist nahezu blind, aber ich hatte gedacht, ihre Freundin hätte ihr längst aus dem Buch vorgelesen. Kurzerhand las ich. Rose Marie war zu Tränen gerührt. Immer wieder rief sie entzückt: „Sie haben ja wirklich aufgeschrieben, was ich gesagt habe. Das ist mein Reden“. Größer hätte ihr Lob nicht ausfallen können.

In meinem Ofen schmort gerade ein Hähnchen. Wenn ich es nachher rausziehe, benutze ich dazu die wertvollsten Topflappen, die ich jemals besessen habe. Maria hat sie gestrickt. Maria, genau, jene Bergbäuerin, durch die ich überhaupt auf die Idee gekommen bin, ein Buch über fast Hundertjährige zu schreiben. Während unseres Österreichurlaubs ist sie 100 Jahre alt geworden. An einem Montag. Doch weil montags alle arbeiten müssen, feierte sie einfach schon am Sonntag. Bei strahlendem Sonnenschein empfing sie ihre riesengroße Familie und Freunde und Bekannte. Wenn ich daran denke wird mir noch immer ganz warm ums Herz. Es war eine Feier des Lebens, die Lust aufs Altwerden gemacht hat.

Ich hoffe und wünsche uns allen, dass wir dieses Altwerden selbstbestimmt gestalten dürfen, ohne Einsamkeit, in Fülle und Herzlichkeit!

Ich freue mich auf ein entspanntes neues Jahr,

herzlichst

 

 

 

PS: In der Nachauflage der „Bäume“ sind beim Transport einige Bücher (Buchumschläge) beschädigt worden. All diejenigen, die Interesse an einem dieser Mängelexemplare haben (der Inhalt ist unversehrtJ), dürfen sich gerne bei mir melden – ich verschenke sechs Stück.

 

Das Magazin, Dezember 2020

Wenn bei uns Waschtag war, ooooooooooooooh!

Früher war alles schöner, aufregender und Weihnachten mehr Lametta –
oder nicht? Oder sollte man besser sagen: Gott sei Dank, dass das alles vorbei ist?
Von wem anderen als fast 100-Jährigen kann man sich da ein paar Takte
erzählen lassen. Doreen Mechsner hat zugehört und alles aufgeschrieben

M a r i a M . ( 9 8 )
MEInGOTT,früherhatmanalsMädchenauchüber –
haupt nicht Skifahren dürfen. Ein Mädchen hat damalsnichtmal eineHose
anziehendürfen. Ich selbst habe nie eineHose angehabt. Magazin Dezember 2020

 

Märkische OderZeitung, 3. November 2020

Jedes Leben ein Roman

Biografie Doreen Mechsner hat zwölf fast Hundertjährige interviewt. Eine Zeitreise durch ein langes Jahrhundert.

Frankfurt (Oder). Den Anstoß gab ihre Schwiegeroma, die 84 war, als sie sie kennenlernte. Oma Maria war in Schlesien aufgewachsen, auf einem Dorf, ohne Waschmaschine, Telefon, Computer: „All die Dinge, die heute so selbstverständlich für uns sind, waren damals unvorstellbar.“ Dafür kann sie gut erzählen – und Doreen Mechsner hört fasziniert zu. …MOZ 3.11.2020

Werkstattbericht, 4. Oktober 2020

Liebe Freunde des umland verlags,

 

einige von euch waren in Sorge, dachten, ich hätte sie aus dem Verteiler genommen. Nein, das ist nicht der Fall. Ich schweige, weil ich schreibe. Und dafür, wie immer, viel zu wenig Zeit habe. Also muss ich mich fokussieren. Dabei sind die Werkstattberichte hinten runtergefallen.

Heute nun will ich mich melden, um euch einen kurzen Einblick in meine Schreibwerkstatt zu geben.

Meine Vorhaben aus dem April habe ich wirklich in die Tat umgesetzt – ich schreibe sowohl an einem neuen Kinderbuch als auch an einem neuen Erwachsenenbuch. In beiden geht es um das Thema unserer Zeit: Corona. Zum Kinderbuch will ich nur so viel verraten, als dass es eine kleine Ausreißergeschichte wird, die hier und überall und jederzeit passieren kann. Vor allem, wenn solch kleinen Fieslinge wie Viren unterwegs sind, die keiner sieht und die, auf der einen Seite jede Menge Unfrieden stiften, auf der anderen aber auch sehr verbindend wirken können.

In meinem Erwachsenbuch lasse ich wieder, wie schon in den Wegen und bei den Hundertjährigen, viele verschiedene Menschen zu Wort kommen. Sie schildern ihr Erleben und ihren Umgang mit Corona. Die ersten Beiträge stammen aus dem Mai, die letzten aus dem September. Es wird also ein Stimmungsbild der deutschen Mittelschicht in fünf Monaten Corona werden. Eingebunden ist das Ganze in einen Briefwechsel zwischen zwei Frauen, die unterschiedlich auf das Virus und den Umgang damit schauen. Anders als es in Wirklichkeit häufig geschieht, bleiben die beiden sich wohlgesonnen, sind erpicht auf den Austausch und können einander zuhören, ohne die andere überzeugen zu wollen.

Wie schön wäre es, wenn alle Welt das so leben könnte – einander zuhören, sich in andere hineinversetzen, abwägen, auf Augenhöhe diskutieren und andere Meinungen stehen lassen können…

Natürlich habe ich auch einen Plan, bis wann die Bücher fertig sein sollen. Allerdings behalte ich diesen für mich. Ich will nicht unter Druck geraten und gegebenenfalls umdatieren können.

Ganz nebenbei muss ich mich ja auch weiter um „meine“ fast Hundertjährigen kümmern. Nachdem die SuperIllu im Juli einen Bericht über mich und mein Buch veröffentlicht hat, ist der Verkauf richtig gut ins Rollen gekommen. Es ist wirklich erstaunlich, was eine Zeitung bewirken kann. Und auch die Leser. Im Nachgang hat die SuperIllu zwei Leserbriefe abgedruckt, die das Buch noch einmal gepuscht haben. Im Urlaub wurde ich sogar als „DIE“ Autorin erkannt. Das war ungewohnt und irgendwie witzig. Inzwischen haben zwei weitere Zeitungen angekündigt über „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen“ schreiben zu wollen. Ich warte ganz ungeduldig und gespannt. Wer von euch dann vielleicht den Impuls verspürt, auch einen Leserbrief schreiben zu wollen, nur zu! – das hilft wirklich richtig dolle! Ansonsten freue ich mich auch weiterhin über Rückmeldungen oder Sterne (Rezensionen) bei Amazon.

Da ich nicht nur gerne Hilfe empfange, sondern mindestens ebenso gerne helfe, möchte ich euch noch von meinem vorgestrigen Abend erzählen. Ich war das erste Mal seit Corona wieder im Theater. Genauer: im Theater am Rand. Es ist mein Lieblingstheater. Vor zwanzig Jahren haben der Schauspieler Thomas Rühmann (Chefarzt der Sachsenklinik in „In aller Freundschaft“) und der Musiker Tobias Morgenstern in Zollbrücke direkt an der Oder (eine wundervolle Gegend) zunächst im Wohnzimmer von Tobias Morgenstern ihren Traum von einem kleinen eigenen Theater verwirklicht. Inzwischen haben die beiden ein einzigartiges Theatergebäude mit eigener Randwirtschaft erschaffen, das längst kein Geheimtipp mehr ist. Die letzten Veranstaltungen, die ich besucht hatte, waren rappeldickevoll, so um die 200 Menschen (oder sogar noch mehr?). Nun, unter Coronabedingungen dürfen nur noch maximal 80 Zuschauen in die Vorstellungen. Ohne Spenden wäre das Theater längst eingegangen. Vorgestern war ich eine von 26 Zuschauern. Thomas Rühmann und das Stück waren soooo gut und haben mehr verdient. Wer von euch Lust auf Theater hat, fahre mal an die Oder, esse lecker in der Randwirtschaft und genieße Theaterkunst. Mich hat es wieder so gepackt, dass ich für heute und auch nächste Woche bereits Karten reserviert habe. Ich bin voller Vorfreude. Und ganz nebenbei habe ich auch noch das Gefühl, etwas Gutes zu tun. www.theateramrand.de

Wer nicht ganz so weit fahren will, dem empfehle ich das Theater unterm Dach in der Danziger Straße. Dort ton- und lichttechnikt mein Freund Olli. Auch er freut sich, wenn „sein“ Theater besucht wird und er weiterhin arbeiten darf.

Ich selbst sitze im November endlich mal wieder auf der „Bühne“. Im November habe ich nach acht Monaten Pause gleich drei Lesungen. Die Termine findet ihr unter www.umland-verlag.de.

Vielleicht sehen wir uns.

Bis dahin habt eine gute Zeit.

Herzlichst

 

 

10. November 2020

18 Uhr Lesung aus „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! Aber nur kleine. Fast Hundertjährige erzählen“ im Bürgerstübchen (Anton-Saefkow-Platz 4, 10369 Berlin)

SuperIllu 9. Juli 2020

SuperIllu 9.7.2020

Eine besondere Zeitreise

Zwischen Krieg und Glück: In ihrem neuen Buch geht Autorin Doreen Mechsner der Frage nach, was wir von fast 100 Jahre alten Menschen lernen können

Charmant, galant und mit einem spitzbübischen Grinsen, so beschreibt Doreen Mechsner, 47, den 97-jährigen Gerhard L. …

Werkstattbericht, 29. Mai 2020

Liebe Freunde des umland verlags,

 

was für eine verrückte Zeit. Die Welt steht Kopf. Und wir irgendwie mit ihr.

Im vergangen September habe ich mir begeistert mein erstes eigenes Bullet-Journal gebastelt. Das ist ein Kalender, den sich jeder so gestalten kann, wie er ihn braucht. Für mich ist er vor allem eine Sammlung von To-do-Listen, ein Skizzenblock, Ideenmerker, Terminplaner natürlich, Abhakliste und noch vieles mehr. Mein Bulletjournal umfasst 200 Seiten und reicht für fünf Monate. Im März habe ich mein zweites begonnen. Es sieht ganz anders aus als das erste – nämlich zwei Monate lang ziemlich leer.

Seit Corona plane ich noch viel weniger als bisher und eigentlich auch nur noch von heute auf morgen. Bis auf hin und wieder mal einen Besuch beim Kieferorthopäden oder die allwöchentliche Abholung meiner Gemüsekiste vom Biobauern gab es die letzten zwei Monate so gut wie keine Termine. Dennoch waren die Tage alle supervoll und irgendwie immer zu kurz. Auch das ganze Tohuwabohu im Kopf hat mich mächtig auf Trab gehalten.

Dabei ist es dann auch passiert, dass meine Schreibpläne komplett über den Haufen geworfen geworden sind. Von wem nur? Waren es die vielleicht die Dubties? Die nämlich hatte ich sich jetzt endlich mal so richtig in der Schule austoben lassen wollen. Die Hälfte der Geschichte ist schon seit einem halben Jahr geschrieben, nun sollte sie weitergehen und bis Weihnachten auch illustriert sein. Nebenbei wollte ich die „Wege“ literarisch überarbeiten und in zwei Bänden mit vier neuen Gesprächsprotokollen veröffentlichen. Ich habe auch mit beidem angefangen … Allerdings ging es mit Corona allüberall und dem ganzen Haus voller Kinder nur schleppend voran. Dann passierte auch noch das, was mir ständig passiert – mir kamen schon wieder neue Ideen. Diese waren dieses Mal so mächtig, dass sie das Ruder übernommen haben. Aktuell schreibe ich nun an einer neuen Kindergeschichte (zum Zeitgeschehen) und bin parallel noch auf die tolle Idee einer ehemaligen Mitschülerin meines Vaters aufgesprungen. Ingeborg, so heißt sie, hat an ihren Verwandten- und Bekanntenkreis einen Corona-Fragebogen geschickt, in dem es um den individuellen Blick auf und die ganz persönlichen Erlebnisse rund um Corona geht. Nachdem ich die Ausführungen meines Vaters und seine Sicht auf Corona gelesen hatte, war ich so begeistert, dass ich mich mit Ingeborg zusammengeschlossen habe und wir nun gemeinsam an unserem Buch-Projekt arbeiten. Sollte jemand von euch Interesse haben, seine Sicht auf und seine Erfahrungen mit Corona und dem ganzen Drumherum aufschreiben oder auch diktieren zu wollen, könnt ihr euch gerne bei mir melden. Noch sind wir beim Sammeln, um dann aus der Fülle unser Buch zu basteln.

Ganz gespannt bin ich natürlich auch, was „meine“ fast Hundertjährigen zu Corona zu sagen haben. Allerdings wird die Zahl derjenigen, die ich dazu befragen kann, immer kleiner. Fünf meiner Interviewpartner sind im letzten dreiviertel Jahr gestorben (fast alle ohne lange Leidenszeit), für Rose Marie und Anneliese ändert Corona das Leben nicht so, dass es für sie thematisiert werden müsste, ABER kommende Woche bin ich mit Gerhard L. – dem Titelgeber meines Buches – verabredet und fest davon überzeugt, dass er sich sehr wohl intensiv mit den aktuellen Geschehnissen auseinandersetzt, und ganz neugierig, was er mir erzählt.

Als Dankeschön hatte ich jedem „meiner“ fast Hundertjährigen beziehungsweise deren Angehörigen ein Exemplar meines Buches zugeschickt. Natürlich war ich unheimlich gespannt, wie sie reagieren würden. Die erste, die mich anrief, war Tita, die Tochter von Jutta v. J. Erst zwei Wochen zuvor war ihre Mutter gestorben. Nun kam mein Buch und Tita erzählte mir, wie ihre Tochter und sie gemeinsam im Wohnzimmer gesessen und sich Juttas Lebensgeschichte vorgelesen hätten: „Es war wirklich, als wenn meine Mutter hier wäre und erzählte …“ sprudelte es ganz begeistert aus Tita. Mir kamen fast die Tränen vor Glück. Auch Ilona, die Tochter von Gerda (auch Gerda ist inzwischen verstorben – im Frühling, wie sie es sich gewünscht hatte) schrieb mir: „Wenn ich diese Zeilen lese, höre ich meine Mutti erzählen.“ Gestern nun rief Gerhard L. an und sagte auf seine mir so sympathische unnachahmliche Art: „Ich habe alles geprüft und für gut befunden und möchte sechs Bücher bestellen.“ Diese liefere ich ihm natürlich mit Freuden persönlich nach Haus.

Bislang habe ich ganz auf Mund-zu-Mund-Propaganda vertraut. Viel mehr war jetzt auch gerade nicht drin. Für nächste Woche nun hat mir meine Pressefachfrau – ihr kennt sie inzwischen alle: ApfelgartenAnke (www.apfelgarten-usedom.de) – eine wuchtige Pressemitteilung versprochen. Mit dieser will ich dann deutschlandweit die Buchläden und Wer-weiß-wer-mir-noch-so-einfällt fluten.

Davon abgesehen bitte ich aber auch euch wieder – sofern euch das Buch oder eines meiner anderen gefallen hat – es weiterzuempfehlen, mir Tipps zu geben, wenn ihr die Möglichkeit für eine Lesung seht, bei Amazon fleißig Sterne zu vergeben (also eine kleine Rezension zu schreiben) oder auf euren digitalen Kanälen (facebook, twitter, Instagram usw.) meine Werke ins Bild zu halten.

Als kleines Dankeschön dafür greife ich heute nicht in den Lostopf, in dem sich auf Zettelchen die Namen meiner Unterstützer tummeln, sondern gebe euch allen die Möglichkeit ein Exemplar meines letzten Buches: „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen…“ zu gewinnen. Derjenige, der mir als erstes, auf welchem Weg auch immer Rückmeldung gibt, dass er diesen, meinen neuen Werkstattbericht gelesen hat, bekommt ein signiertes Buch zugeschickt.

Nun schnell ran an die Tastatur oder ans Telefon oder kommt einfach hergedüst.

Ich bin gespannt und grüße euch alle ganz herzlich

eure

Doreen Mechsner.

Werkstattbericht, 18. April 2020

Liebe Freunde des umland verlags,

 

Die 2000€-Marke ist geschafft. Oh man, ich sage euch, so eine Crowdfunding-Kampagne ist immer eine ganz aufregende Angelegenheit. Manchmal ändern sich die Zahlen im Stundentakt und dann passiert zwei, drei Tage lang wieder gar nichts. Jedes Mal fürchte ich, dass es das nun gewesen ist. Doch dann geht es plötzlich wieder weiter. Manchmal peu á peu und manchmal ganz rasant. Vermutlich verbergen sich sogar mathematische Formeln dahinter. Ganz ferne dämmert mir so etwas wie Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Jedenfalls bin ich sehr zuversichtlich, ja beinahe sicher, dass ich die 2500€, die ich brauche, um die 2. Auflage drucken lassen zu können, mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit zusammenbekommen werde. Dafür möchte ich euch jetzt zwischendurch schon einmal herzlichst DANKE sagen. Ihr seid einfach spitze.

Sieben Tage noch dauert mein Crowdfunding, und 87 Prozent der ersten Fundingsumme sind bereits beisammen. Habt vielen, vielen Dank für eure tolle Unterstützung und vor allem auch für das fleißige Weitersagen. 59 Menschen haben mich bereits unterstützt, darunter sind etliche, die ich nicht kenne. Rein mathematisch hoffe ich nun sehr darauf, dass jeder Käufer mein Buch fleißig weiterempfiehlt, so dass die Leserschaft exponentiell wachsen und ich schon bald die nächste Auflage ordern (und dann auch locker bezahlen) kann. Sehr wahrscheinlich lässt sich so etwas sogar berechnen. Und noch wahrscheinlicher ist unter euch sogar jemand, der so etwas berechnen kann. Wer also Lust hat – nur zu! Ich bin gespannt; jedoch nur an überaus positiven Resultaten interessiert.

Sollte ich euch jetzt Lust auf Wahrscheinlichkeit gemacht haben, müsst ihr nun ganz schnell sein. Dann nämlich ist die Wahrscheinlichkeit richtig groß, dass ihr gleich etwas gewinnt.

Auf Anfrage habe ich unter www.startnext.com/altwieeinbaum zwei zusätzliche Dankeschöns eingefügt. Wer diese zuerst entdeckt und mir per Mail von seiner Entdeckung schreibt, bekommt das preiswertere neue Dankeschön als SonderZwischenDankeschön geschenkt.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Suchen und Finden,

herzlichst eure

Doreen Mechsner.

Schweriner Volkszeitung, 30. März 2020

Noch kleine Bäume ausreißen

Rose Marie Kriebel aus der Feldstadt feierte am 29. März ihren 100. Geburtstag – ihr bewegtes Leben ist in einem Buch festgehalten

Wie tickten die Menschen eigentlich früher? Wie lebten sie? Was ist aus ihnen geworden? Und wie konnten sie die sein, die sie einmal waren? Fragen, denen sich Doreen Mechsner sehr verbunden fühlt…

Werkstattbericht, 24. März 2020

Liebe Freunde des umland verlags,

 

wie schreibt man zu Zeiten von Corona einen Werkstattbericht? Ich sitze an meinem Schreibtisch und zermartere mir den Kopf. Draußen ist herrliches Frühlingswetter. Unser Storch, der vor acht Tagen deutlich früher als in den vergangenen Jahren, sein Nest bezogen hat, steht auf seinem Bein und klappert in die Welt. Genau wie wir wartet er auf seine Frau. Eine Etage unter ihm herrscht reges Treiben. Sperlinge, Bachstelzen und Stare, die sich in den Hohlräumen des Nests eingemietet haben, fliegen ein und aus. Am Ufer unseres Teiches nehmen die ersten Frösche des Jahres ein Sonnenbad. Auch die Seerosenblätter lockt die Sonne, jeden Tag reckt ein neues seine Blattspitze aus dem Wasser. Matti und Willi, unsere jungen Katzen, beäugen all das wachsende Leben neugierig. Es ist ihr erster Frühling und alles ist neu für sie. Miezi, unsere „Altkatze“ liegt im Bett und erholt sich von ihren nächtlichen Botengängen. Manchmal beneide ich sie. Für sie ist das Leben wie immer.

Und für uns? Könnte es wundervoll sein. Wenn nicht Corona über allem schwebte.

Pünktlich zur Leipziger Buchmesse habe ich mein neues Buch „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! Aber nur kleine. Fast Hundertjährige erzählen“ fertig geschrieben und im Schnellverfahren eine kleine limitierte Auflage für die Buchmesse drucken lassen. Nun gab es keine Buchmesse. Angesichts meiner Erschöpfung – der Druck, das Buch zur Messe fertig zu haben, ging fast ein wenig, nicht nur, über meine Kräfte, sondern auch über die von Clara (Transkriptorin, Lektorin, Korrektorin und Mitdenkerin) und Annett (die als Grafikerin angeheuert hatte, inzwischen aber der dritte Kopf des Verlags geworden ist) – war die Absage auch eine Erleichterung. Zeitgleich natürlich aber auch eine verpasste Chance, mein neues Buch publik zu machen.

Dennoch habe ich nur noch elf Exemplare hier zu liegen. Dank eines tollen Artikels im Uckermark-Kurier gingen bei mir bereits die ersten Bestellungen ein, noch bevor ich das Buch selbst in der Hand hatte. Parallel dazu kamen auch die ersten Leseanfragen, die nun natürlich aufgeschoben sind. Außerdem riefen mich bereits drei über 90-Jährige an, die mir unbedingt ihre Lebensgeschichte erzählen wollen. So ganz genau weiß ich noch nicht, was ich damit machen soll.

Im Moment ist es mir wichtig, den Kontakt zu meinen fast Hundertjährigen zu halten. Einige von ihnen sind familiär gut eingebettet, andere jedoch sind derzeit ziemlich einsam. Rose Marie meine älteste Gesprächspartnerin, die sich so sehr auf ihren 100. Geburtstag am kommenden Sonntag gefreut hat, sitzt alleine und abgeschnitten von der Welt in ihrer Wohnung. Ricarda aus Hamburg lebt in ihrer Seniorenresidenz hinter abgeschlossenen Türen.

Jutta ist vergangene Woche verstorben. Endlich, würde sie selbst ihr Ableben vermutlich kommentieren. Schon als ich sie im vergangenen Jahr interviewte, sagte sie mir, dass sie eigentlich schon vor fünf Jahren hätte sterben wollen. Nun hat sie es geschafft. Zu ihrer Beerdigung waren nur ihre Tochter und zwei Enkelinnen. Sie haben mir ein Video geschickt. Trotz Corona und der Abwesenheit der großen adeligen Familie war es eine ganz schöne Beisetzung mit wunderschönen Blumen und unzähligen Fotos und Bildern der Familie auf dem Sarg.

Werner, der nur zwei Dörfer weiter wohnt, werde ich nachher ein Exemplar des Buches und einen lieben Brief in den Postkasten werfen. Zuletzt war ich sehr in Sorge um ihn. Im Dorfkonsum, erzählte mir die Verkäuferin, war er lange nicht einkaufen gewesen, und immer wenn ich bei ihm vorbeigefahren bin, brannte kein Licht. Gestern erfuhr ich, dass Werner tatsächlich im Krankenhaus war, nun aber wieder zu Hause ist.

Gerhard, mit dem ich gestern telefonierte, ist nach wie vor das sprudelnde Leben. Er hält sich mit seinem täglichen Gang in den Garten fit und freut sich über die ersten Radieschensprossen. Über das, was in der Welt los ist, schüttelt er nur den Kopf und sagt: „So was hat es noch nicht gegeben.“ Allerdings hofft er auch, dass sich die Welt dadurch zum Besseren wandelt. „Die Natur“, freut er sich, „atmet ja bereits auf.“

Bei uns hier draußen in der Uckermark explodiert sie förmlich. Alles blüht und grünt und wächst. Kater Willi kann sich seiner Frühlingsgefühle nur schwer erwehren und oft genug müssen wir seine Schwester Matti vor seinen umtriebigen Nachstellungen beschützen. Meist sucht er dann Zuflucht beim Kaninchenstall. Mit Pucki, so sieht es aus, hat er eine Durch-den-Kaninchendraht-Freundschaft geschlossen. Auch Pucki hat es seit einer Woche nicht leicht mit seinen Frühlingsgefühlen. Wegen der Fibonacci-Reihe (ein Begriff aus der Mathematik – ggf. bitte bei www.ecosia.de (Ecosia pflanzt Bäume für unseren Wissensdurst) nachschlagen) – haben wir unser größtes Kaninchen von den anderen trennen müssen. Beim wöchentlichen Ausmisten entdeckten unsere Kinder vergangene Woche sieben Babykaninchen. Da alle unsere Nachbarn behaupten, uns keinen Bock in den Stall gesetzt zu haben, haben wir unsere Weibchen noch mal genauer angeschaut … Nun bauen wir für Pucki und seine Söhne (wir hoffen, wir erkennen sie als solche) ein neues Gehege. Damit haben wir gleich ein prima Projekt für angewandte Mathematik, Statik, Biologie und auch Deutsch – unsere Lilo schreibt während des verordneten Homeschoolings einen Vortrag über Kaninchen.

Und ich? Vielleicht taucht die Geschichte irgendwann bei den Dubties auf … Die nämlich sollen jetzt wieder zu ihrem Recht kommen und endlich weitergeschrieben werden.

Aber erst mache ich schnell noch ein bisschen Werbung für mein neuestes Buch „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! Aber nur kleine. Fast Hundertjährige erzählen“. Im Moment ist das nicht ganz einfach – mein Plan, mich auf der Buchmesse durch meinen einzigen prominenten Gesprächspartner, den weltweit ältesten noch aktiven Schauspieler Herbert Köfer ins Gespräch zu bringen, ist gescheitert, Lesungen sind vorerst nicht möglich. Also habe ich einen kleinen Film gedreht (drehen lassen – Annett, Stefan, Olli, Daniel: Habt riesengroßen Dank!!!) und versuche erneut über eine Schwarmfinanzierung auf mein Buch aufmerksam zu machen und Geld für die Finanzierung der zweiten Auflage zu sammeln.

Es wäre großartig, wenn ihr mich dabei unterstützt! Entweder, indem ihr mitmacht und/oder anderen von meinem Buch und meinem Crowdfunding berichtet. Wie schon die letzten Male habe ich meine Aktion bei startnext unter: www.startnext.com/altwieeinbaum platziert. Klickt einfach auf den Link und ihr bekommt alle Informationen.

Außerdem hilft es mir, wenn ihr das Buch auf Amazon bewertet, wenn ihr ein Feedback an mail@umland-verlag.de schickt, wenn ihr Verwandte, Freunde und Bekannte über soziale Netzwerke wie WhatsApp, Twitter, Instagram, Telegram und was es alles gibt, informiert, oder auch einfach am Telefon oder von Balkon zu Balkon davon erzählt. Das wäre klasse. Auch Philipp Sendker (wieder ein Fall für Ecosia) ist vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda zum Bestsellerautor geworden.

Bevor ihr jetzt alle gleich loslegt und meine „Fast Hundertjährigen“ in die Welt streut, zieht Lilo unter meinen bisherigen Unterstützern noch schnell den Gewinner für das nächste Dankeschöngeschenk. Dieses kann heute natürlich nur mein neues Buch sein. Und es geht an Nicole Schimko.

Ich wünsche euch allen, dass ihr gut durch diese Zeit kommt!

Herzliche Grüße

Doreen Mechsner.

Warum gibt es Krieg?

„Mama, warum gibt es Krieg“, fragt mich meine kleine Loli durch das Telefon und weint.
Sie hat Angst, Angst davor, dass der Krieg zu uns kommen könnte.

Ich bin nicht zu Hause. Loli sollte schon längst schlafen. Aber sie kann nicht schlafen. Der Gedanke an den Krieg hindert sie. Ich kann sie verstehen. Mir ging es als Kind ähnlich. Ganz deutlich noch sehe ich mich auf dem unteren Bett unseres Doppelstockbettes sitzen. Ich muss mich nicht anstrengen, das Bild ist jederzeit abrufbar. Ich sitze auf dem Bett und habe Angst. Angst davor, dass Ronald Reagan jetzt gerade auf den roten Knopf drücken wird und ganz gleich eine Atomrakete über unser Haus hinweg düsen und irgendwo in der Sowjetunion einschlagen könnte. Die Sowjetunion ist weit weg. Aber für den Einschlag einer Atomrakete nicht weit genug. Das Loch in der Erde würde bis zu uns reichen. Ich habe gehört, es gäbe Auffangnetze, ich stelle sie mir wie Volleyballnetze vor oder Fischernetze, die am Himmel gespannt sind. Was passiert, wenn die Atomrakete dort hineinfliegt? Schnipst das Netz die Rakete zurück? Ist die USA weit genug von uns weg?

Ich erzähle Loli natürlich nicht, was sich gerade in meinem Kopf abspielt. Nein, ich will sie beruhigen. Zufällig habe ich gestern die Nachrichten gesehen. Das mache ich selten. Ich will mir die Horrorgeschichten dieser Welt nicht ins Wohnzimmer holen. Jetzt ist es gut, dass ich die Nachrichten angeschaut habe, so kann ich Loli von Angela Merkel erzählen, die sich mit ganz vielen Staatsmännern getroffen hat und die beschlossen haben, keine Waffen und auch keine Soldaten mehr nach Lybien zu schicken.

Loli ist hellwach. Sie fragt: „Schläft der Krieg dann ein?“ Ich hoffe“, sage ich. Loli will noch wissen, mit wie vielen Männern sich Angela Merkel getroffen hat und warum die plötzlich alle keinen Krieg mehr wollen. Es sind schlaue Fragen. Ich merke, ich kann sie auf die Schnelle nicht beantworten. „Vielleicht“, schlägt Loli vor, „sollte ich Angela Merkel mal fragen“. Ich denke noch darüber nach, wie das gehen soll, da hat Loli schon beschlossen: „Ich werde ihr einen Brief schreiben!“ Ich bin begeistert und muss Loli versprechen, unbedingt ihre Rechtschreibung zu kontrollieren.

Zehn Minuten nachdem wir noch etliche Gutnachtküsse durch das Telefon ausgetauscht haben, ruft mein Mann mich an, um mir zu sagen, dass Loli eingeschlafen ist. Vorher allerdings, erzählt er, habe sie ihm noch ins Ohr geflüstert, dass sie Angela Merkel außerdem noch bitten wolle, sich mit noch viel mehr Männern zu treffen, damit ALLE Kriege aufhören würden.

Werkstattbericht, 1. Dezember 2019

Liebe Freunde des umland verlags,

am Montag bin ich zum ersten Mal seit ewig langer Zeit wieder mit der Deutschen Bahn
gefahren. Nach Bottrop. Dort habe ich „meine“ letzte fast Hundertjährige interviewt. Ich
habe eine ganze Weile suchen müssen, um so weit weg jemanden zu finden. Nun war ich
glücklich, aber auch im Dilemma. Bottrop ist sechs Stunden entfernt – sowohl mit der
Bahn als auch mit dem Auto. Ich war hin- und hergerissen. Mit dem Auto wäre ich
unabhängig, könnte fahren und halten und rasten, wann ich wollte und müsste nicht
schauen, wie ich verkehrsgünstig vom Quartier zum Interview käme. Dagegen sprach
allerdings mein Gewissen – wegen meines ökologischen Fußabdruckes. Außerdem hasst
mein Rücken weite Autostrecken. Schließlich überzeugte mich meine Freundin Silke, die
mir versprach, in der Bahn könne ich richtig viel schreiben. Also buchte ich mir einen
Fensterplatz mit Tisch und machte mich mit Laptop und Diktiergerät auf den Weg. Kaum
im Zug genoss ich schon: einfach so dahinzugleiten, die Landschaft vorbeidüsen zu sehen
und die vielen Birken. Es waren mindestens genauso viele wie damals, als ich noch ein
Kind war. Birken waren damals meine Lieblingsausdemzugguckbäume. Ihre unvollendet
weißen Stämme machten mich neugierig. Ich dachte mir, irgendein Maler würde sie
anmalen. Und weil alle angemalt sein sollten, wenn ich mir die Nase im Vorbeifahren
plattdrückte, musste der Maler unglaublich hetzen. Der Preis war Unvollkommenheit:
lauter Bäume, die nicht ganz weiß geworden waren. Vielleicht, so eine andere
Überlegung von mir, hatte aber auch einfach nur die Farbe nicht gereicht. Mein Opa
erklärte das alles für Kokolores, für ihn war klar, die Bäume waren weiß, damit sich die
Häschen nicht ihr Näschen stupsen. Ich hegte da so meine Zweifel. Aber mit einer
einzigen Frage schaffte es Opa diese zu widerlegen: „Wo, mein kleines Mädchen,“ fragte
er, „läuft das Häschen mit seinem Näschen?“ Richtig, unten. Folglich musste der Maler
auch nur unten malen. Sofort hatte ich das Bild dazu im Kopf. Heute allerdings spukte
statt eines Häschens ein Dubtie, nee, eigentlich eine ganze Dubtiebande darin herum.
Momentan sind sie hinter meiner Stirn omnipräsent. Denn jeden Tag schreibe ich ein
kleines Stückchen weiter am 2. Buch über die winzigen Frechdachse.
Nach meinem Umstieg in Berlin für die lange Strecke mit dem ICE bis in den Ruhrpott,
wollte ich Lilo und die Dubties mit der Lehrerin – ihr wisst, der zweite Teil spielt in der
Schule – mal so richtig Rambazamba tanzen lassen. Allerdings hatte die Deutsche Bahn
etwas dagegen. Sie ließ meinen ICE einfach ausfallen. Das ging ja gut los. Zum Glück fuhr
ein Stunde später der nächste Zug. Schnell sicherte ich mir auch dort noch einen
Fensterplatz, leider ohne Tisch, und vertrieb mir die Zeit zwischen Büchern und
Zeitschriften. Überpünktlich stand ich eine Stunde später erneut auf dem Bahnsteig.
Dann kam die Ansage: Auch dieser Zug entfällt. Sollte ich weinen oder lachen? Oder nach
Hause fahren? Ein Mann mit Schaffnermütze riet mir mit der S-Bahn schnell zum Hbf zu
shutteln, dort, so seine Information, würde der Zug neu eingesetzt. 14 Minuten, so sagte
er mir, hätte ich Zeit. Ich brauchte 15 Minuten. Vorausschauenderweise hatte die Bahn
uns Shuttler einkalkuliert und wartete. Nun saß ich am Fenster mit Ausklapptisch und
konnte endlich arbeiten.
Rückblickend muss ich sagen: Es war toll, Bahn zu fahren. Ich habe viel geschafft. Auch
relaxt. Mein Rücken fand es klasse. Und rückzu hatte ich lediglich eine halbe Stunde
Verspätung. Wegen dunkel gekleideter Personen im Gleisbett vor Eberswalde konnte
mein Regionalexpress nur 15km/h fahren. Wenn ich es mir genau überlege, war meine
Expedition Deutsche Bahn auch schon wieder seine Geschichten wert. (Ich verrate euch
jetzt nicht, welche Storys ich noch aufgeschnappt habe – die Leute reden ja ungeniert
über Intimstes an ihren Handys. Mal sehen, vielleicht mache ich was draus.)
Aber erst einmal vollende ich mein Buch über die fast Hundertjährigen. Mein Gespräch
mit der 96-Jährigen Anneliese Martens hat mich, wie wirklich alle meine Interviews,
wieder ganz glücklich gemacht. Es ist jedes Mal wie neue Freundschaften knüpfen.
Inzwischen pflege ich mit drei meiner „alten Freunde“ einen regen Brief- und
Telefonkontakt. Im März bin ich dann zu „meinem“ ersten 100. Geburtstag eingeladen.
Nun sitze ich voller Tatendrang am Buch und schneidere die Gespräche zurecht. Das alles
ginge jedoch nicht so flott, wenn meine rechte Hand Clara die Gespräche nicht in einer
unnachahmlichen Akkuratesse und Schnelligkeit abtippen würde. Das war bei den
„Wegen“ mein größtes Hindernis. Ich bin so froh, dass nun Clara diese Hürde für mich
nimmt. So spare ich jede Menge Zeit und habe mich auf einer meiner letzten Lesungen
dazu hinreißen lassen, zu verkünden, dass das Buch zur Messe in Leipzig fertig sein wird.
Ganz ehrlich: ich bin selbst gespannt, ob ich es (gemeinsam mit meinen Helfern natürlich)
schaffen werde.
Mein Mann ist ganz zuversichtlich und will mir die Weihnachtsferien zum Arbeiten
weitestgehend familienfrei geben.
Bis dahin habe ich hoffentlich auch noch ein bisschen mit dem Weihnachtsrun zu tun. Im
Lager stapeln sich neben den Büchern auch endlich wieder neue Hörbücher. Die erste
Auflage der vorgelesenen „Lilo und die Dubties“ war zwischenzeitlich vergriffen, so dass
ich vor Weihnachten eine neue Charge nachbestellt habe. Ich dürft gerne die
Werbetrommel rühren.
Wer das Hörbuch bereits hat, weiß, dass die Dubties ihr Aussehen geändert haben.
Anders als für das Buch habe ich die CoverIllustration selbst angefertigt – die Dubties
sehen nun so aus wie die, die hier bei uns zu Hause Rambazamba gemacht haben (und
wie ich sie im Kopf habe). Für Tante Erika war das kein Problem. Sie ist einfach eine
Häkelkünstlerin. Ich schickte ihr die Zeichnungen und sie häkelte die Dubties einfach
genauso nach, wie ich sie gemalt hatte. Mit Fingern und Zehen und Haaren – jedes
einzelne extra am Kopf montiert; eine unglaubliche Fusselarbeit. Als die ersten beiden
Exemplare kamen, war ich sofort verliebt. Damit ihr euch auch verlieben könnt, hänge ich
ein Foto mit an.
Vielleicht gibt es ja jemanden, den ihr zu Weihnachten mit einem Dubtie überraschen
wollt.
Ich selbst will natürlich auch endlich wieder einen meiner Unterstützer überraschen. Viel
zu lange stand der Lostopf ungenutzt im Lager. Nun durfte die echte Lilo hineingreifen.
Und zog meinen alten Trainer Jan als Gewinner. Als junger Vater bekommt er für sein
IdaBaby natürlich einen frechen Dubtie. So ein bisschen Stimmung zu Hause kann ja nicht
schaden. Vielleicht, lieber Jan, lasst ihr ihn aber erst nach Weihnachten raus. Sonst
könnte es in der besinnlich gedachten Adventszeit ordentlich poltern.
Wer von euch schon Dubties hat, passt also auf, behaltet sie im Auge und genießt die
Zeit!
Vielleicht mit den „Wegen“ und einem Glas Tee oder Wein oder, wer es eben doch ein
wenig temperamentvoller braucht, mit den Dubties und Weihnachtsbaumklimbim und
Rambazamba.
Herzlichst eure

Doreen Mechsner.

Werkstattbericht, 27. Juni 2019

Liebe Freunde des umland verlags,

noch elf Mal schlafen, dann endlich bekommt Lilo ihr Schwesterchen. Es wird Mia heißen und ganz viele Wackelzähne haben. Also so ungefähr 13. Vielleicht aber auch 14. Egal. Hauptsache sie wird endlich da sein. Also so in echt und im Buch und zum Angucken und Lesen und Ausmalen…

In meinem Kopf nämlich ist Mia schon seit mehr als sechs Jahren und fast genauso lange auch schon in meinem PC. Als meine Lotte zur Schule kam, habe ich diese Geschichte für sie  geschrieben. Und wollte sie tatsächlich auch damals schon drucken lassen. Allein mir fehlten die Illustrationen.

Nun, sechs Jahre später, hat Mia endlich ein Gesicht bekommen. Dank meiner Freundin, der Illustratorin Anke am Berg, habe ich mich getraut und einfach selbst losgemalt. Oder sagt man gezeichnet? Ach egal. Gefühlte zwei Monate habe ich nichts anderes gemacht als  gemalt, gemalt, gemalt, selbst in der Nacht und in meinen Träumen habe ich gemalt, gemalt, gemalt. Gestern nun endlich habe ich die letzten Pinselstriche gesetzt und alles an Antje und Eva geschickt. Diese beiden guten Feen, ihres Zeichens Grafikerinnen, machen zum ersten Mal ein Buch – ABER: ich sag euch, was für eins. Ich bin jetzt schon ganz verliebt.

Das eine ist es ja, zu schreiben und zu malen, das andere, daraus ein Buch zu machen. Antje und Eva sind ein Geschenk des Himmels. Ich kann den beiden gar nicht oft genug DANKE sagen. Außerdem hat natürlich mein zweites Hirn Vanessa im Hintergrund wieder ordentlich gewirbelt. Und dann hatte ich noch Mitmalerinnen – Lilo, Hannah, Frieda, Lotte und Trine…. Ihr seht, das Buch ist ein richtiges Gemeinschaftswerk.

Offizielles Erscheinungsdatum ist der 9. Juli, gerade noch rechtzeitig vor der Einschulung. Das war wichtig. Mia mit ihren Wackelzähnen ist nämlich ein richtiges Einschulungsbuch-Geschenk. Mit einer Größe von 15x15cm passt es sogar in (fast) jede Zuckertüte. Es heißt: „Wackelzahn und Zuckertüte“ und ist ein Vorlese-, Lese- und Ausmalbuch. Man bekommt also gleich drei Geschenke in einem. Besonders stolz sind wir auf die Idee, die Kinder auch selbst ausmalen zu lassen – dafür haben wir extra starkes und malfähiges 160g-Papier ausgewählt…

Ihr seht, ich bin begeistert.

In den nächsten Tagen wird die Ankündigung auch auf meiner Homepage zu finden sein.

Und nicht nur die. Ganz nebenbei ist in der Zwischenzeit auch das Hörbuch von „Lilo und die Dubties“ fertig geworden. Seit einer Woche stapeln sich (stapelten sich – es sind nämlich von der ersten Auflage nur noch acht übrig) bei mir die CDs, die Dank Antje und Eva auch optisch ein herrlicher Augenschmaus sind. Allerdings – manche Fehler muss man mehrmals machen – gab es auch hier wieder einen Riesenschreckmoment für mich. Sowohl die Aufnahmen als auch die Grafiken waren gerade ans Presswerk gegangen, da fiel mir ein, dass ich nirgendwo vermerkt hatte, wer das Hörbuch eigentlich überhaupt erst möglich gemacht hatte – nämlich das Tonstudio „alias film und sprachtransfer“. Natürlich hatte die Produktion, als ich anrief, schon begonnen und war nicht mehr zu stoppen. Antje rettet mich und entwarf flugs kleine Stickerchen, die ich jetzt ganz liebevoll auf jedes Hörbuch klebe, bevor ich es versende.

Nun bin ich aber auch echt urlaubsreif. Zum Glück wohne ich hier im Paradies und habe Kinder, die mich nötigen, jeden Tag in den See springen…

Das habe ich übrigens auch getan, bevor ich Herbert Köfer interviewt habe. Kennt ihr Herbert Köfer? Und „Rentner haben niemals Zeit“? Fünf Jahre war ich alt als die ersten Teile dieser tollen DDR-Vorabend-Serie gedreht wurden. Herbert Köfer – alias der Rentner Paul Schmidt- war schon damals ein alter Mann für mich. Rentner eben. Inzwischen sind 32 Jahre vergangen und Herbert Köfer, denkt überhaupt nicht daran, im wirklichen Leben auch Rentner zu werden. Mit 98 Jahren steht er noch immer quicklebendig und schauspielerisch wirklich grandios auf der Bühne. Für mein neues Buch über Menschen, die auf die 100 zugehen, habe ich ihn Anfang Juni bei 33 Grad in Beelitz interviewt. Bei zwei Stunden Anfahrt ohne Klimaanlage war der Neuseddiner See am Rande des Weges meine Rettung und ich für das Gespräch mit Herbert Köfer herrlich erfrischt. Es ist ein ganz besonderes Gespräch geworden, ein ganz anderes als die Gespräche, die ich mit anderen fast 100jährigen geführt habe… Nach meinem Urlaub werde ich intensiv daran arbeiten. Es soll das nächste Buch werden, das erscheint. Sofern Lilo nicht noch einen Spurt einlegt und Herbert Köfer und Co. mit ihrem zweiten Teil – Lilo und die Dubties in der Schule – überholt.

Ihr seht, es bleibt spannend.

Und wird es auch jetzt gleich noch mal. Meine große Tochter greift gerade in  den Lostopf mit den Namen meiner emsigen Unterstützer… Lieber Gottfried Schröter, du hast gewonnen und du bekommst „Lilo und die Dubties“ als Hörbuch.

 

Vielleicht schon morgen (Freitag, 28. Juni 2019) und ganz persönlich? Um 16 Uhr lese ich im Kunsthandwerkerhof in Thomsdorf aus meinen „Weg“en.  Gottfried und ihr alle seid herzlich willkommen.

Bis vielleicht ganz gleich,

eure

Doreen Mechsner.

PS: Heute mit gedruckter Unterschrift – meine rechte Hand Vanessa urlaubt heute und mein PC macht nicht alles, was ich will.