Werkstattbericht

Werkstattbericht, 8. Juli 2022

Liebe Freunde des umland verlags,

ist es wirklich schon sieben Monate her, dass ich meinen letzten Werkstattbericht geschrieben habe?
Es ist verrückt, seit etlichen Jahren verfolgt mich das Gefühl, die Zeit würde mich überrollen. Liegt es an der Zeit? Also der rasanten, in der wir leben? Oder an meinem zunehmenden Alter? Jeder Mensch, der älter ist als ich, versichert mir, dass seine Zeit noch schneller dahinrasen würde als meine. Dabei geht es doch schneller als bei mir (fast) gar nicht.

Es sei denn, man schafft es, die Zeit einfach mal zu stoppen. Wie? Ganz simpel, man muss nur aussteigen aus dem Hamsterrad des Alltags, sich in die Bahn setzen (das 9€-Ticket macht es möglich) und sich dahin treiben lassen, wohin einen der Zug fährt. Zehn Tage lang habe ich genau das mit meiner Lotte-Tochter getan. Als eine Art Jugendweihe-Herausforderung. Zehn Tage lang wussten wir heute noch nicht, wo wir morgen sein und vor allem, wo wir schlafen würden. Tagtäglich ging es für uns nur darum, ein preisgünstiges Quartier für die nächste Nacht zu finden, eine unkomplizierte Bahnverbindung dorthin sowie eine Möglichkeit, für die nächsten zwei Mahlzeiten einzukaufen. Gleich in der ersten Nacht sind wir im Heu gelandet und am darauffolgenden Morgen vom Gezwitscher und Geflatter der Schwalben geweckt worden. Drei Nächte haben wir in zwei ausrangierten Wohnwagen in jeweils wundervollster Landschaft verbracht, im Hostel in Weimar wurden wir von einer Schlagerparty in der angrenzenden Kleingartenanlage vom Schlaf abgehalten, im Muldental von Glühwürmchen zur Abendtoilette geleitet, im Erzgebirge sind wir in eine Grube eingefahren und auf der Bastei bescherten uns die magischen Klänge der West Side Story, die aus der Felsenbühne in Rathen heraufwehten, eine Gänsehaut. Obwohl wir so viel erlebt haben, dass ich mit dem Schreiben meines Reisetagebuchs gar nicht hinterherkam, schien die Zeit viel langsamer zu vergehen und unserem Wahrnehmen mehr Intensität zu geben. Drei Tage lang habe ich zu Hause noch aufholen müssen, um wirklich alles, was mir wichtig war, festzuhalten. Irgendwann, so mein Plan, soll aus unseren Erlebnissen ein Jugendbuch werden. I

Natürlich würde ich am liebsten gleich losschreiben. Alles ist noch so frisch, und die Ideen wirbeln in meinem Kopf. Um weiterhin den Spagat zwischen den beiden Büchern zu schaffen, an denen ich derzeit arbeite, muss ich mich selber bremsen. Bevor ich mit etwas Neuem beginne, will ich erst einmal das Angefangene zu Ende bringen. Das ist zum einen der zweite Teil des Briefwechsels, für den ich immer mal wieder den nächsten Brief schreibe und Fragebogenrückläufer bearbeite, und zum zweiten und am vordergründigsten mein Buch über die LIEBE und darüber, wie Paare sich kennengelernt haben. Die Arbeit daran ist herzerwärmend. Ich habe wundervolle Begegnungen und die ganze Zeit über Liebe im Kopf. Im Herbst, so mein ehrgeiziges Ziel, soll das Buch erscheinen. Anfang September werde ich im Rahmen eines Festivals bereits aus dem Manuskript lesen (Informationen dazu findet ihr unter https://umland-verlag.de/category/termine/).

Lesungen – endlich sind sie wieder möglich. Seit Ende März hatte ich eine ganze Reihe beglückender Lesungen. In einer meiner Lieblingsbuchhandlungen, der Schatzinsel Bernau, war eine Zuhörerin so begeistert von den Erzählungen „meiner“ fast Hundertjährigen, dass sie mich bat, ihr doch das ganze Buch vorzulesen. Schon geraume Zeit geisterte die Idee in mir, „Ich möchte einfach noch Bäume ausreißen! Aber nur kleine.“ in Hörbuchform zu bringen. Bislang hatte ich mich vor dem Aufwand und den Kosten gedrückt. Nun streckte ich behutsam die Fühler aus und… fand in „Die Gehörgäng“ (https://die-gehörgäng.de/) nicht nur einen wunderbaren Hörbuchpartner, sondern auch Gleichgesinnte und Freunde. Inzwischen hat die Schauspielerin Antje Widdra mein kleines feines Einschulungsbuch „Wackelzahn und Zuckertüte“ ganz bezaubernd eingelesen. In sieben Wochen ist Einschulung – wer noch eine klitzekleine Wunderüberaschung für sein Einschulungskind benötigt, wird auf der Seite der Gehörgängster (oder bei i-tunes, bücher.de, hugendubel und thalia) fündig. Ende Juli werden auch die Dubties neu verhörbucht. In einem Tonstudio in Italien wird Astrid Kohrs meinen kleinen Lieblingskobolden ihre Stimme leihen. Ich fürchte, in den vergangenen drei Jahren habe ich die Dubties arg vernachlässigt. Oder haben sie mich vernachlässigt? Irgendwie waren sie verschwunden. Nun jedoch sind sie wieder da. Hier bei mir zu Hause – überaus aktiv. Das ist nicht immer lustig, das könnt ihr mir glauben. Vermutlich wollen mir unsere kleinen Begleiter nur zu verstehen geben, dass es nun endlich mal mit ihnen und ihren Geschichten weitergehen sollte. Ein halbes Manuskript steckt bereits im Rechner und zwei weitere Bücher in meinem Kopf. Die Zeit, die Zeit, sie rast und rast und ich komme nicht hinterher.

Seit kurzem habe ich eine PR-Beraterin. Auch sie ist eine absolute Bereicherung in meinem Leben. Wenn sie mir nur nicht ständig Hausaufgaben geben würde, die meine Zeit immer noch mehr beschneiden. Neuerdings „muss“ ich mindestens vier Mal die Woche meinen Instagram-account (umland_verlag) bestücken. Das macht zwar Spaß, hält aber vom Schreiben ab. Immerhin: Peu á peu wächst die Zahl meiner Follower. Und die sind definitiv besser informiert als diejenigen, die ein halbes Jahr auf meinen Werkstattbericht warten mussten.

Damit das Warten auf das neue Buch nicht über den Herbst hinaus strapaziert wird, schreibe ich nun aber flugs weiter.

Ich wünsche euch einen wundervollen Sommer!

Herzlichst

Doreen Mechsner

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