Wie damit umgehen?
Leipzig, 23. März 2024
Liebe Emma,
man o man, einen Therapeuten, dafür, dass wir ausgegrenzt worden sind. Was für ein Schwanz. Und der Wahnsinn geht ja weiter. Auf so vielen verschiedenen Ebenen.
Aber das Fass will ich heute gar nicht aufmachen. Ich bin gerade zur Buchmesse und genieße meinen kleinen Kasten, an dem es (fast) nur um Bücher geht.
Es ist total schön, nach 2019 endlich wieder hier und dabei zu sein, ich bin sehr erfüllt, heute an Tag drei aber auch sehr erschöpft und müde, deshalb antworte ich nur kurz:
Was mir durch den Kopf ging, als ich deine Nachricht las, war die Frage, wie du wohl reagiert hättest, wenn dein Bekannter, dich einfach nur eingeladen hätte – ohne den ergänzenden Kommentar. Hättest du im Kopf gehabt, dass bei dieser Hochzeit Leute sein könnten, die geschwiegen und ausgegrenzt haben? Und wäre das für dich ein Problem gewesen? Oder ist es für dich erst durch die Bemerkung, dass auch Menschen eingeladen sind, mit denen du – wegen Corona – ein Problem hättest, zum Problem geworden? Für mich fühlt es sich so an, als sei dadurch erst die Spaltung wieder aufgemacht worden.
Hier und auch bei vielen anderen Veranstaltungen treffe ich immer wieder auf Menschen, die während Corona anders tickten als du und ich. Wenn es in Richtung dieses Themas geht, versuche ich ins Gespräch zu kommen. Ich finde es spannend, die anderen Ansichten zu hören, mache aber auch meine klar. Bisher bin ich damit gut gefahren.
Aber meistens bzw. für die meisten scheint Corona weit weg zu sein, kein Thema mehr. Da ertappe ich mich, für mich ist es ein Thema und ich glaube, ein feines Gespür dafür zu haben, wer damals mit uns war und wer die Schweiger waren oder noch mehr…
Wie damit umgehen? Reden! Ich versuche es – auch über diesen Blog.
Schreib´ mir gerne weiter.
Und eine gute Therapeutin weiß ich wirklich – ich schicke dir ihren Kontakt übers Handy.
Sei ganz herzlich umarmt,
Nora.
Noras Antwort auf Emmas Brief vom 20. März 2024