Briefwechsel

Wenn die Kraniche ziehen

Shurawli

Liebe Nora,

war das eine schöne Überraschung dich am Samstag plötzlich im Kulturwohnzimmer von Maria Simon zu sehen. Und das Konzert – es war großartig. Tino Eisbrenner ist echt einer der weniger Künstler, die das machen, was Künstler in kritischen Zeiten tun sollte, den Finger in die Wunde legen. Da reist der mal eben nach Moskau, in die Höhle des Löwen, um bei einem Songcontest die Fahne für uns Deutsche hochzuhalten. Oder den Kopf hinzuhalten? Nach dem, was er in seinem Buch darüber schreibt, werden wir im Ausland ja schnell alle über einen Kamm gescherrt – Dank Annalena Baerbock, Agnes Strak-Zimmermann und all den anderen unserer „Volksvertreter“.
Wenn ich Tino höre bin ich immer ganz baff über seine Weisheit und die richtigen Worte, die er dafür findet. Na und singen kann er ja sowieso.

Hast du gesehen, am Wochenende spielt er schon wieder in der Uckermark, in Flieth auf dem Artemishof – ist das nicht sogar direkt um die Ecke von dir?

Ein bisschen beneide ich da ja, wenn ich sehe und höre, was bei euch so alles los ist. Dabei denkt man immer, in der Uckermark würden sich Fuchs und Hase ´Gute Nacht` sagen. Nee, ihr schlagt am Puls der Zeit. Schade, dass ich so wenig Zeit habe, sonst würde ich öfter vorbeikommen. Ulrike Guerót lockt mich sehr. Und euren Pfarrer wollte ich auch schon immer mal kennenlernen. Schreibst du mir noch, wann das Gespräch mit Ulrike Guerót wo genau stattfindet? Vielleicht schaffe ich es.

Ich habe noch mal recherchiert und den Film gefunden, von dem ich so geschwärmt hatte, dessen Titel mir aber nicht mehr eingefallen war: „Wenn die Kraniche ziehen“. Er ist aus dem Jahr 1957. In einem Satz gesagt, geht es um den unvereinbaren Gegensatz zwischen großer Liebe und großem Krieg. Du solltest in dir unbedingt anschauen. Und noch viel mehr all diejenigen, die gerade so laut nach Waffenlieferungen und Wehrpflicht brüllen.
Da wird mir Himmel, Angst und Bange. Juri wird in zwei Monaten 18. Sein Jahrgang wird einer der ersten sein, die das „Kriegshandwerk“ erlernen müssen. Eine Kriegsverweigerung, da bin ich sicher, wird es nicht geben. Wir sind mit Juri darüber im Gespräch, denken, der einzige Ausweg wird die Auswanderung sein. Kanada haben wir im Visier. Als Fußballer sollte er dort Fuß fassen können 😊. Für die erste Zeit haben wir in Kryptowährung investiert. Man muss vorbereitet sein.

Aber genug der Schwarzmalerei. Solltest du zum Eisbrennerkonzert gehen, grüß Tino von mir. Und lasst die Kraniche ziehen – für den Frieden!
Shurawli.

Bis ganz bald, Kathrin.

 

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