Briefwechsel

Geht´s noch Frau Strack-Zimmermann?

Unser deutsches Leben

Pinnow, 25. Februar 2024

Lieber Jo-Papa,

was ist das denn für ein skurriles Foto, dass du auf Facebook geteilt. Ich bin fassungslos. Unverfrorener kann man ja wohl nicht zum Ausdruck bringen, wohin die Reise gehen soll. „Taurus für die Ukraine – Zusammen bis zum Sieg!“ Geht’s noch Frau Strack-Zimmermann? Papa, wohin geraten wir? Wohin sind wir schon geraten? Mich überläuft ein kalter Schauer.

Gestern sah ich im Schlossparktheater das Stück „Ein deutsches Leben“ – da schallte Göbbels „Wollt ihr den totalen Krieg?“ durch den Saal. Und dann die tausendfache Antwort. Sind wir wieder soweit?
Ich nicht. Ich habe gerade gegoogelt – Frau Strack-Zimmermann hat zwei Söhne – wie kann man als Mutter den Krieg unterstützen? Und – liege ich falsch, wenn ich vermute – sogar wollen?

Unlängst sprach ich mit meiner Freundin Barbara über dieses bevorstehende – oder hat es schon begonnen? – Nato-Manöver „Quadriga“. Barbara hatte noch nichts davon gehört. Ich  sagte ihr, wie schrecklich ich das finde, das größte Manöver seit der Wende und bis direkt an die Grenzen Russlands. Barbara schaut, für mich nicht nachvollziehbar, ganz gelassen darauf, findet es sogar richtig, direkt „an der Grenze des russischen Bären seine Muskeln spielen zu lassen“.

Während  ich hier schreibe, schüttele ich die ganze Zeit den Kopf. Wie blauäugig kann man eigentlich sein? Barbara hat auch einen Sohn. Anders als die Söhne von Straack-Zimmermann würde der im Falle eines Krieges, definitiv kämpfen müssen. Das ist doch so was von verblendet. Warum bekommen die Leute nicht mit, was hier gespielt wird? Wie sie benutzt und manipuliert werden. Die Wehrpflicht steht im Raum. Und danach? Die Mobilmachung. Ohne mich. Aber was können wir tun?
Warst du gestern bei der FriedensDemo in Berlin? Bitte sage mir, dass ganz viele Menschen dort waren, mindestens so viele wie auf den Demos gegen rechts!!! Das wäre ein Hoffnungsschimmer.

Ich hoffe, dass sich auch viele „Ein deutsches Leben“ anschauen. Gestern war das Theater fast ausverkauft. Im Anschluss hätte ich die Zuschauer gerne gefragt, was sie mitgenommen haben – für heute? Das Stück ist so vielschichtig. Es erzählt das Leben von Brunhilde Pomsel, Jahrgang 1911 bzw. Brunhilde Pomsel erzählt selbst, im Alter von 102 Jahren wie sie erst für einen jüdischen Rechtsanwalt und dann als Sekretärin für Joseph Goebbels gearbeitet hat.
Philip Tiedemann, der das Stück inszenierte, sagt u.a.: „Hitler mag tot sein, aber Goebbels lebt! Seine Reinkarnation sehen wir in den USA oder Brasilien, in England und Ungarn, in Russland, in der Türkei… – und in Deutschland?“ Dieter Hallervorden, der Intendant des Theaters spricht ganz deutlich von einer Parallele zur AfD. Meine große Hoffnung ist, dass die Menschen auch die Parallelen zu all dem anderen sehen, das in Deutschland und der ganzen Welt gerade komplett schief läuft – dieses Kriegsgeheul, die Manipulation durch die Medien, die Spracheinengung und was da noch alles läuft. Es ist so viel.

Papa, ich genieße jetzt den Sonntag. Die Sonne scheint. Ich nehme das als gutes Omen.
Wir kämpfen weiter!
Liebe Grüße, deine Nora.

PS: Wer ist eigentlich dieser Urs Dürrkopf, der sich an jedem deiner Facebookeinträge so abarbeitet?

 

 

 

Quelle für das Beitragsfoto: Die ukrainische Abgeordnete Yevheniia Kravchuk postete am 17. Fenruar 2024 auf X (vormals Twitter) ein Foto, auf dem sie neben Strack-Zimmermann zu sehen ist.

 

 

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