Orkan of Change
Pinnow, 9. März 2024
Liebe Hella,
wie geht es mir?
Mein Grundtenor ist: Das Leben ist schön.
Bei all den Sturmböen, die uns regelmäßig drohen, umzuschmeißen.
Heute scheint die Sonne, aber in mir ist es schwer. Solche Tage gibt es. Zum Glück überwiegen meist die anderen. Aber auch heute bin ich gewillt, noch das Beste aus dem Tag zu holen. Mein Rücken reißt, als wenn alle Muskeln zu kurz wären – nun liege ich und schreibe aus dem Bett, das beruhigt mein Gedankenkarussell und der Rücken wird sich entspannen.
Seit Tagen ohrwurmen die Scorpions mit ihrem „Wind of Change“ in meinem Kopf. Es ist nicht nur ein Wind, es ist ein Sturm, wenn nicht gar ein Orkan. Du schreibst es:
Plötzlich ist rechts links und oben ist unten und innen ist außen. Eine Frau ist ein Mann, ein Mädchen ein Junge, ein Mann eine Frau und ein Junge ein Mädchen.
Lügen sind Wahrheit und das Schöne ist Hässlichkeit. Und Krieg?, sollte der jetzt der neue Frieden sein?
Ich frage mich genau wie du, was passiert hier? Und dann noch auf allen Ebenen. Von überall höre ich, dass es kracht es, in den Familien, in den Schulen, in den Firmen, in der Kirche – Umbruch, Wandel, Transformation. Wohin? Ins Gute oder ins Schlechte? Ins Licht oder ins Dunkel?
Das Kriegsgeheul wird immer lauter. Irgendwann habe ich Jens einmal gefragt, was er tun würde, wenn hier ein Krieg ausbräche? Weißt du, was er gesagt hat? Er würde sein Vaterland verteidigen. Wer zum Teufel ist dieses Vaterland?
Kürzlich habe ich ein Interview mit einem ukrainischen oder russischen, ich weiß es nicht mehr, Soldaten gelesen, der als Drohnenpilot Bomben abwirft. Dieser Soldat sagte über seinen mörderischen Job: „Es ist, als würde man ein Computerspiel spielen“. Hella, da töten Söhne von Müttern, Söhne anderer Mütter und über die Bomben auch gleich noch die Mütter und Großmütter und Kinder …
Ich sehe es wie du, dem können wir nur mit Liebe im Herzen begegnen. Aber so viele Herzen sind vergiftet. Oder ummauert, vereist… Nicht im Frieden mit sich selbst. Ich glaube, das ist das Hauptproblem, nicht im Frieden mit sich selbst zu sein, nicht zu wissen, wer man eigentlich ist, was man will …
Ich will Frieden. Meinen kleinen und den ganz großen.
Liebe Hella, ich mache mit in deinem Kreis!
Und schreibe weiter für diesen Frieden.
Ich danke dir und umarme dich,
Nora.
Ein Gedanke zu „Das Leben ist schön“
Ich stimme all den Gedanken zu, nur eins stört mich, die Formulierung „Wieder wollen die Rechten den Krieg“. Soweit ich es verfolgt habe, gibt es in allen Parteien Unterstützer der amerikanischen Position, auch die Grünen, FDP und SPD haben Mitglieder, die wie Lobbyisten der Rüstungsindustrie auftreten. Und was heißt „wieder“? Der letzte Krieg wurde von den Nationalsozialisten vom Zaun gebrochen. Sie sahen sich als Arbeiterpartei, als Linke. Heute wird die NSdAP zu einer rechten Partei umgedeutet, weil nur von Rechten alles Böse kommen kann. Und heute? In der Realität sind AfD-Politiker oft „Putinknechte“ oder „Rubelnutten“ und im linken Parteienspektrum ist man überzeugt, den Ukrainekrieg um jeden Preis fortführen zu müssen. Daher finde ich die Sicht, die aus der Formulierung spricht, etwas einseitig.