Erwachsener Abschied
Löcknitz, 14. Mai 2024
Mensch Nora, du scheinst ja ein aufregendes Leben zu haben. Ich warte hier und warte und du schreibst und schreibst nicht.
Also schreibe ich wieder. Ohne dir damit ein schlechtes Gewissen machen zu wollen. Du darfst dich vielmehr gebauchpinselt fühlen – es tut mir gut, mit dir im Austausch zu sein, selbst wenn dieser wie eben heute mehr ein „Ich darf es mir von der Seele schreiben“ ist.
Nora, ich bin in meiner Aufarbeitung wieder ein Stückchen vorangekommen. Nachdem ich bei dieser Therapeutin war – vielen Dank für die Empfehlung – habe ich an den Vorstand unseres Kindergartenvereins (bei dem ich bis 2021 gearbeitet habe) geschrieben und glaube, das ist mir richtig gelungen. Es ging auch ganz leicht. Wie du so ist, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Jedenfalls habe ich geschrieben, dass ich jetzt an dem Punkt meiner persönlichen Nacharbeitung der zurückliegenden so ungemein turbulenten Zeiten angekommen bin, an dem ich mir einen erwachsenen und würdigen Abschied nehmen möchte. Dafür, schrieb ich, bräuchte ich noch ein Gespräch, in dem ich „Danke“ sagen und „Danke“ hören kann und gerne so verabschiedet werden möchte, wie es früher üblich war – mit Blumen und Geschenk, einfach weil ich mich mit dem Verein noch immer verbunden fühle und etwas Rituelles brauche, um abschließen zu können.
Nachdem ich den Brief vorhin abgeschickt habe, geht es mir gut, es fühlt sich erwachsen an und ich freue mich darauf, dieses Kapitel so beenden zu können.
Eine ähnliche Mail habe ich dann gleich noch an meine langjährige Kollegin geschrieben, die richtig böse zu mir gewesen ist. Nun bin ich neugierig, was passiert.
Ich halte dich auf dem Laufenden.
Liebe Grüße,
Emma.
Ein Gedanke zu „„Danke“ sagen und „Danke“ hören“