Briefwechsel

Wir halten zusammen

Die Kirche in Malchow – ein Hort der Klarheit, des Friedens und des Trostes

Liebe Nora,

ich bin im Chaos – schau mal, diesen Brief habe ich schon vor Tagen an dich geschrieben und dann vermöhlt …
Nun bekommst du ihn zeitverzögert

 

Woldegk, 5. Juli 2024

Liebe Nora,

gestern war ich in Malchow…
…und habe dich vermisst.
Pfarrer Dietz hatte Jürgen Fliege eingeladen. Es war ein berührender Abend. Zu erleben, wie verbunden Jürgen Fliege mit sich ist, mit den Menschen, ganz fein … Er hat auch so eine schöne Art zu predigen, die christliche Botschaft weiterzugeben. Ich merke, eigentlich passt das Wort predigen gar nicht, sondern, davon zu erzählen, wie es ihm geht. Das war wirklich sehr, sehr berührend. Und das alles im Zusammenspiel mit Pfarrer Dietz, ein wunderbares Team.
So macht Kirche Freude und auch Sinn. Dann hat es etwas – im positiven Sinne – Trostgebendes.

Was mich sehr bewegt hat, war Jürgen Flieges Idee zur Aufarbeitung der Coronazeit. Da sagte er: Es gibt Menschen, die haben einen Impfschaden oder leiden unter Entzweiung, eine Aufarbeitung aber wird nichts heilen,
heilen kann nur, mit jemandem zu sein, zu hören, wie er empfindet, also verbunden zu sein. Wir können zusammenhalten.
Die Aufarbeitung, sagt er, ist natürlich wichtig und darf kommen, aber das wird eine Zeit brauchen, zehn, fünfzehn, zwanzig Jahre, bei Contergan hat es fünfzehn Jahre gedauert.
Er sagte: Ich bin nicht wie mein Bruder Peter Hahne, der Handschellen klicken hören will. Und dann ergänzte er: Aber in einem Sinne habe Hahne schon recht, mit Handschellen, macht sich das Beten einfacher 😊

Zu Beginn der Coronazeit hatte Jürgen Fliege einen Offenen Brief an seinen Bischoff geschrieben. Dieser antwortete, auf Offene Briefe antworte er nicht. Woraufhin Jürgen Fliege konterte: Ja,  aber Paulus habe nur Offene Briefe geschrieben.

Also es war schön. Weise, aber auch humorig.
Und dein „Briefwechsel“ hat einen neuen Leser gefunden.

Diese Kirche in Malchow ist wirklich so ein Hort der Klarheit, der Offenheit, des Friedens, aber auch des Trostes geworden in diesen ganzen irrsinnigen letzten Jahren, die ja weitergehen …

Darauf hat Jürgen Fliege auch Bezug genommen, auf diese Kriegsthemen. Aber wirklich auf eine ganz schöne Art und immer betonend, dass das Verbundensein mit den Menschen das Wesentliche ist.

Anschließend standen wir noch draußen zusammen und plauderten – zum Abschied nahm mich Jürgen Fliege in den Arm und sagte: Wir halten zusammen. Das war so Mensch …

Liebe Nora, ganz herzliche Grüße von mir und eine ganz feste Umarmung,
dein Bernd.

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