Briefwechsel

Eine Zensur findet nicht statt

Freundliches Auftrittsverbot für Wenzel

Pinnow, 7. Mai 2024

Liebe Kathi,

bevor du antwortest, melde ich mich schnell noch einmal.
Ich habe nämlich fast eine (Alternativ)Veranstaltung gefunden. Leider ist sie schon vorbei. Am 1. Mai spielte Wenzel im Theater am Rand. Wenn ich das gewusst hätte. Verpasst!
Kennst du Wenzel? Ein toller Musiker und Freund von Tobias Morgenstern. Unlängst sah ich im RBB eine richtig gute Doku über ihn – der Titel lautete: „Glaubt nicht, was ich singe“. In der Ankündigung wurde er als „Querkopf aus Leidenschaft“ beschrieben. Querkopf, kein Querdenker. Wo ist der Unterschied? Wer macht den?
Kathi, ich bin so angefressen. Ich lese gerade in der „Jungen Welt“ vom Samstag. Darin ist ein Offener Brief von Wenzel an das Werk 2 in Leipzig abgedruckt. Dort war Wenzel im Januar aufgetreten und hat offenbar Dinge angesprochen, Dinge klar benannt, die seiner Meinung nach politisch und gesellschaftlich gerade falsch laufen. Daraufhin hat ihm der Veranstalter in einem Brief nun mitgeteilt, dass Wenzel künftig nicht mehr im Werk 2 spielen dürfe. Weißt du, was das bedeutet?
Auftrittsverbot!!!
Just am Freitag war ich zu einer Ausstellung, die da hieß: Eine Zensur findet nicht statt. (Falls sie dich interessiert, sie läuft noch heute und morgen, jeweils von 16- 20 Uhr im Kunstraum Reuter in der Reuterstraße 82 in Neukölln. Und im Katalog ist ein kleiner Auszug aus meinem Briefwechselblog hier 🙂 )
Doch! Findet sie!
Lies mal Wenzels Offenen Brief! Ich finde, er hat großartig reagiert.
Vielleicht hast du nach der Lektüre ebenfalls Lust umzuschwenken, und Mama mit mir nach Friedrichshagen ins Freiluftkino einzuladen – am 28. Juni spielt Wenzel dort.
Gib mal bitte Bescheid, dann kümmere ich mich um Karten.

Liebste Grüße,
Nori.

 

 

Ergänzung zu Noras Brief vom 3. Mai 2024.

 

Ein Gedanke zu „Eine Zensur findet nicht statt

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