Rezension

Werner Rudolph über “Briefwechsel”, 27.Juli 2021

Eigentlich wollte ich mir kein Buch über Corona kaufen, da ich das „C-Wort“ nicht mehr hören kann. Dann war ich aber doch neugierig. Wie kann man ein solches Thema literarisch bearbeiten? Ich bin angenehm überrascht. Doreen Mechsner ist das gelungen. Inhaltlich wird das Spektrum der oft kontroversen  Stimmungsbilder in seiner ganzen Breite abgebildet. Doreen Mechsner lädt dabei zum Diskurs ein und fordert auf: Leute hört einander zu, grenzt euch nicht gegenseitig aus, geht achtsam mit der Meinung  anderer um.  Dieser Ansatz unterscheidet sich wohltuend  von gegenseitiger Nichtakzeptanz und gegenseitigen Verletzungen, wie sie vor allem in den sozialen Medien vorherrschend sind. Wie schon in früheren Büchern ist Doreen Mechsner ein lockerer Erzählstil gelungen, mit dem  Bilder von denjenigen gemalt werden, die im Briefwechsel zu Wort kommen. Dieser persönliche Blick auf  die Protagonisten des Briefwechsels, namentlich auf Hannelore und Nora, die unterschiedlichen Generationen angehören und somit unterschiedliche Lebenserfahrungen einbringen, ist erfrischend und bereichernd. Schließlich; das Buch wird auch später, wenn die aktuelle Corona-Krise überwunden ist, seinen Platz finden, da das heutige Erleben der Pandemie im dem dann historischen Rückblick ein Stück Alltagsgeschichte der 2020-er Jahre beschreibt. Damit ist auch die Frage des Enkelsohn von Hannelore beantwortet, dessen Frage das Buchprojekt anstieß: Er fragte, ob Corona so wichtig sei, dass die Kinder später in den Geschichtsbüchern darüber lesen werden.  In Doreen Mechsners Buch kann man dann gerne nachlesen.